Beschreibung
In seinem erfolgreichen Fotobuch Ischgl richtete Lois Hechenblaikner seine Kamera überwiegend auf die Vorderbühnen der alpinen Tourismusindustrie, auf die ausufernde Partyszene, die exzessive Eventkultur. Hechenblaikners neues Buch wirft nun einen Blick hinter die Kulissen der Après-Ski-Lokale mit ihrer vorgegaukelten Bergbauernromantik. Hütten, Holz und alpine Heimeligkeit, doch dahinter geht es geradezu klinisch zu. Hier zeigt sich das kalte Herz einer durchorganisierten Berauschungsfabrik, wo der Kunde nicht König ist, sondern Konsument: je trinkwütiger desto zahlfreudiger. Denn im Keller dieser 'Wegelagererhöhlen der Neuzeit' verbergen sich computergesteuerte High-Tech-Zapfanlagen, unzählige Schläuche und hochtechnische Apparaturen. Von hier aus werden alle Getränke bis auf den Milliliter genau ins Epizentrum des Geschehens hinaufgepumpt: Bier, Glühwein, Schnaps, Jagatee. Hechenblaikner nennt diese auf Maximalversorgung mit Alkohol angelegten Einrichtungen provokant 'Intensivstationen'. Man blättert durch dieses rasante Buch wie durch ein visuelles Roadmovie, durchschreitet dabei den Alpenraum, um vollkommen augentrunken auf der letzten Seite anzukommen und sich zu fragen: Ist es nicht an der Zeit, über eine neue Art von Tourismus nachzudenken?
Autorenportrait
Lois Hechenblaikner, geboren 1958, ist im Tiroler Alpbachtal aufgewachsen. Seit den 1990er Jahren setzt er sich mit dem tourismusbedingten Wandel seiner Heimat auseinander. Hechenblaikners Arbeiten waren in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen zu sehen, zuletzt 2021 im Museum Ulm, 2020 im MASI Lugano, 2019 im H2-Zentrum für Gegenwartskunst in Augsburg und im Kunst Haus Wien, 2018 im Fotografie Forum Frankfurt. Bei Steidl erschienen von ihm bereits Winter Wonderland (2012), Hinter den Bergen (2015), Volksmusik (2019) und der vielbeachtete Fotoband Ischgl (2020).