Beschreibung
Im Sommer 1864 verkaufte ein Mann Zwangsjacken. Es war heiß auf dem Marktplatz am Heiligengeistfeld vor den Toren Hamburgs. Die Menschen bestaunten seine seltsame Ware. Der Mann kam aus der Heil- und Irrenanstalt Friedrichsberg. Er war kein Patient. Er war der Leiter. Am Abend des Tages lachte der Mann Fanny Nielsen an und sagte, es sei keine einzige Jacke übrig geblieben. Nicht eine. Er habe den Zwang verkauft. Fanny Nielsen, einer Schauspielerin, gefiel diese Formulierung. Sie legte dem Mann eine Hand auf den Unterarm. Bald darauf kam es zu einem Unglück.
Autorenportrait
Andreas Kollender wurde 1964 in Duisburg geboren. Er studierte in Düsseldorf Germanistik und Philosophie, arbeitete nebenbei auf dem Bau und in einer Kneipe. Seit 1995 lebt er als freier Autor in Hamburg. Er veröffentlichte bislang die Romane "Teori", "Der Todfeind" und "Vor der Wüste". 2015 folgte im Pendragon Verlag der erfolgreiche Roman "Kolbe", der als Übersetzung in den USA erschienen ist.
Leseprobe
Eine alte Frau prüfte zwischen Daumen und Zeigefinger den dicken Stoff und griff nach drei Jacken. Ob Ludwig bald zufällig die Enkel der Frau in stabilen Hosen, geschneidert aus dem Stoff der Jacken, in der Stadt sehen würde? Er hatte die Jacken zweimal reinigen lassen und dem Mann in der Dampfwäscherei in Friedrichsberg zugeschaut, wie er sie zu großen Haufen zusammenlegte, daran roch und sagte, die seien wie neu.Wer kaufte hier Zwangsjacken?Und warum?Reinhardt wurde gefragt, ob in dem Ding ein echter Irrer gesteckt habe."Waschecht und total irre", sagte Reinhardt.
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