Beschreibung
Verrisse tun weh. Zumindest dem Künstler, auf den hier mit zum Teil unbarmherzigen Worten gefeuert wird. Der geneigte Leser dagegen darf schmunzelnd beim Frühstück Schadenfreude empfinden, ein wenig wie wenn die Polizei einen Ferrari im absoluten Halteverbot abschleppt: Wer sich als Künstler auf eine symbolische Bühne stellt, muss immer damit rechnen, dass man ihn erniedrigt. Dieses Buch ist eine kleine Reise durch die Verrisse der vergangenen drei Jahrhunderte, die Autorin und Kunsthistorikerin Julia Grosse hat eine spannende Sammlung leidenschaftlicher Zeitungsartikel zusammengebracht, in denen von C.D. Friedrich über Manet bis Gerhard Richter niemand unbeschadet davonkommt. Das Leid der Avantgarde: der Mainstream rümpfte bei Werken von Manet, Niki de Saint Phalle oder Picasso zu deren Lebzeiten die Nase. In historischen Verrissen wird genussvoll beschrieben, wie kulturinteressierte Besucher vor Munch Gemälden stehen und lauthals lachen. Heute sind Brillenputztücher mit Monets Seerosen oder Seidenkrawatten mit Picassos Demoiselles d'Avignon Bestseller im Museumsshop. Und manchmal ist es Jahre später plötzlich der renommierte Kritiker, der seine zornigen Zeilen plötzlich am liebsten in Luft auslösen würde, da der kleine, gehypte Maler, dem er damals jegliches Talent abgesprochen hatte, zum größten Star der Kunstwelt aufgestiegen ist. So wie es 1982 bei Basquiat passiert ist.