Beschreibung
In dem umfangreichen poetischen Werk von Yves Bonnefoy nimmt "Streichend schreiben" eine bemerkenswerte Sonderstellung ein: Nie zuvor hat Bonnefoy einen Gedichtzyklus geschrieben, der ausschließlich Gedichte in einer einzigen strengen Form enthält: achtundzwanzig Sonette in ihrer klassischen, romanischen Gestalt, vierzehn Verse, verteilt auf zwei Quartette und zwei Terzette. Und zugleich gestaltet er hier Bilder, Themen und Motive, die in großer Kontinuität anknüpfen an die eines ganzen Lebenswerks: Zeit und Erinnerung, Kindheit und Alter, Sprache und Traum, Buch und Bild. Die lebenslangen Motive werden jedoch andere in dieser anderen Konstellation, und vor diesem Hintergrund muss man "Streichend schreiben" trotz seiner Kürze als einen der gewichtigsten Gedichtbände von Yves Bonnefoy ansehen, als genuines Spätwerk, das von einem sowohl zeitlich wie auch ästhetisch vorgeschobenen Posten aus ein ganzes Lebenswerk noch einmal in Bewegung setzt, in neuem Licht erscheinen läßt. Die formale Wahl stellt alle Themen dieses Werks noch einmal in Frage, schreibt sie neu, konzentriert sie und dringt durch die Konzentration zu unbekannten Dimensionen des Bekannten vor und damit auch zu einer offenen Zukunft des Vergangenen.
Autorenportrait
Yves Bonnefoy, geboren am 24. Juni 1923 in Tours, lebt seit vielen Jahren in Paris. Er zählt zu den bedeutendsten Lyrikern der Gegenwart, und sein Werk, Gedichte, Essays, Schriften zur Kunst und Ästhetik, wurde weltweit übersetzt. Er erhielt zahlreiche internationale Preise, zuletzt 2007 den Franz-Kafka-Preis und den Horst-Bienek-Preis für Lyrik. Elisabeth Edl, geboren 1956 in Wagna, lebt als Romanistin und Literaturübersetzerin (Stendhal, Gustave Flaubert, Patrick Modiano u.a.) in München. Wolfgang Matz, geboren 1955 in Berlin, arbeitet als Verlagslektor und Literaturwissenschaftler in München. Für ihre gemeinsamen Übersetzungen (vor allem von Philippe Jaccottet) wurden Elisabeth Edl und Wolfgang Matz mit dem Paul Celan-Preis (1992) und dem Petrarca-Preis (1994) ausgezeichnet.