Beschreibung
Mit dem Begriff "palliativ" verbindet sich ein Grundverständnis medizinischen Handelns, welches eine lange Tradition hat, aber erst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder neu entdeckt wurde. Die zeitlichen und personalen Eckpfeiler dieser Untersuchung bilden die Schule von Montpellier mit Henry de Mondeville im Spätmittelalter, und in der Gegenwart Balfour Mount, einem der Pioniere vom Palliative Care. Erweitert um die antiken und mittelalterlichen lateinischen Ursprünge des Wortes wird die Verwendung des Begriffs ,Palliativ' und seiner Komposita im Wandel der Zeit verfolgt und gezeigt, wie sich aus ,Cura palliativa' und seinem Gegenbegriff ,Cura radicalis' die heute gebräuchlichen Begrifflichkeiten von ,palliativ' und ,kurativ' herausgebildet haben. Ein besonderer Fokus wurde dabei auf das 13./14. Jahrhundert als Beginn der Verwendung des Begriffs ,Cura palliativa' gelegt, während im 18./19. Jahrhundert die paradigmatische Abwendung erfolgte und im 20./21. Jahrhundert die Wiederentdeckung und Neuinterpretation der gleichen Begrifflichkeit festgestellt werden kann. Bemerkenswert ist, dass im 17., 18. und 19. Jahrhundert das Wort ,palliativ' auch außerhalb des medizinischen Fachbereichs häufig und in unterschiedlichen Bedeutungszusammenhängen verwendet wurde. Die über eine medizinhistorische Fragestellung hinausgehende Dissertation von Matthias Kraska verfolgt aus philosophischer Perspektive eine für das paradigmatische Selbstverständnis der modernen Medizin und der Ideengeschichte von Hospiz- und Palliativbewegung wichtige Spur innerhalb der Medizin. Sie vermittelt auch für Sprach- und Literaturwissenschaften wertvolle etymologische Erkenntnisse und Anregungen.
Autorenportrait
Matthias Kraska studierte zunächst katholische Theologie und Philosophie an der philosophisch-theologischen Hochschule Sankt Georgen, dann Philosophie, Kulturreflexion und Medizin an der Universität Witten/Herdecke. Er promovierte an der Universität Witten/Herdecke und befindet sich in der Facharztweiterbildung. Prof. Dr. med. H. Christof Müller-Busch war bis 2008 Ltd. Arzt der Abteilung für Anästhesiologie, Schmerztherapie und Palliativmedizin am Gemeinschaftskrankenhaus Berlin und lehrte u.a. an der Universität Witten/Herdecke, der Humboldt Universität Berlin und der Dresden International University.