Beschreibung
Ein höllisch heißer Sommer in Kapstadt. Das amerikanische Ex-Model Roxy und ihr Mann Joe, ein zwielichtiger Waffenhändler, werden überfallen. Joe wird verwundet, und als die schwarzen Gangster mit seinem Wagen verschwunden sind, handelt Roxy kurz entschlossen und erschießt ihren Mann. Die beiden Gangster, die plötzlich unter Mordverdacht stehen, schwören auf Rache. Doch unverhofft findet Roxy einen Beschützer, den farbigen Billy Afrika, der allerdings seine ganz eigenen Ziele verfolgt. Und sie alle haben Piper im Nacken, einen liebesbesessenen Psychopathen, der brutal entschlossen ist, sich das zu holen, was er für sein Eigentum hält. 'An dem Abend, als sie ausgeraubt wurden, speisten Roxy Palmer und ihr Mann Joe mit einem afrikanischen Kannibalen und seiner ukrainischen Hure.'
Autorenportrait
Roger Smith, geboren 1960, renommierter Drehbuchautor, Regisseur und Produzent, lebt und arbeitet in Thailand. Während der südafrikanischen Apartheidjahre hat er das erste hautfarbenübergreifende Filmkollektiv gegründet. Daraus ist eine Reihe von wichtigen, international erfolgreichen Protestfilmen hervorgegangen. Sein Debüt »Kap der Finsternis« aus dem Jahr 2009 war ein großer internationaler Erfolg und wird in Hollywood verfilmt. 2010 erschien »Blutiges Erwachen«, beide Bücher standen wochenlang auf Platz 1 der KrimiWelt-Bestenliste.Besuchen Sie auch die Website von Roger Smith www.rogersmith.de
Leseprobe
KAPITEL 1 An dem Abend, als sie ausgeraubt wurden, speisten Roxy Palmer und ihr Mann Joe mit einem afrikanischen Kannibalen und seiner ukrainischen Hure. Die Hautfarbe des lässig eleganten, in einen maßgeschneiderten Seidenanzug gekleideten Afrikaners war schwarzblau, und auf den Wangen trug er Stammesnarben. Er sprach ein hervorragendes Englisch mit französischem Akzent, und selbst wenn er aus dem Telefonbuch von Kapstadt vorgelesen hätte, wäre es noch Poesie gewesen. Die Hure hatte blonde Zöpfe, deren dunkle Wurzeln ihre Kopfhaut schraffierten wie Obduktionsnähte einen Leichnam. Sie sprach nicht viel und war während des Essens die meiste Zeit damit beschäftigt, Roxy wegen ihres naturblonden Haares und ihres perfekten amerikanischen Gebisses zu hassen. Wenn der Kannibale seinen Monolog unterbrach, um zu essen oder zu trinken, versuchte Joe Palmer ein paar Worte einzuschieben. Nach der frankophonen Eloquenz klang der südafrikanische Joe wie ein Lastwagen ohne Kupplung, der mit Zwischengas gefahren wurde. Sie waren im Blues in Camps Bay mit Blick aufs Meer, und obwohl es bereits fast neun war, als sie sich zum Essen setzten, waren der Strand und die Hänge des Tafelbergs immer noch in die letzten goldenen Sonnenstrahlen getaucht. Kapstadt und Nizza sind Partnerstädte, und an einem Abend wie diesem verstand Roxy auch, warum. Irgendwann während der Mahlzeit driftete sie ab. Pickte an ihrem Zackenbarsch herum, trank ein Glas Kap-Weißwein mehr, als sie sich normalerweise erlaubte, und ließ sich vom Rhythmus der Stimme des Afrikaners einlullen, ohne wirklich auf seine Worte zu achten. Eine Fertigkeit, die sie sich im Laufe der Jahre mit Joe angeeignet hatte. Allerdings nagte etwas an ihr, ein Erinnerungssplitter, der ihre hart erworbene Distanziertheit durchbohrte. Dann fiel es ihr wieder ein. Der Mann, der ihr jetzt hier gegenübersaß und kleine Häppchen Ente à l'orange verspeiste, war während eines der endlosen Bürgerkriege seines zentralafrikanischen Heimatlandes von der Kamera eines Nachrichtenteams gefilmt worden. Er hatte einem Feind bei lebendigem Leib das Herz herausgeschnitten, hatte das noch schlagende Organ aus der Brust des Mannes gezogen und es gegessen. Hatte beim Kauen in die Kamera gegrinst. Kein französischer Akzent der Welt konnte dieses Bild tilgen. Roxy legte Messer und Gabel aus der Hand, trank einen Schluck Wein und schaute hinaus zum Mond, der über den Wellen aufstieg. Dann warf Joe ihr einen Blick zu, unsichtbar für alle anderen, und sie wusste, dass die Männer ein paar Minuten allein brauchten, um ungestört über Geschäfte zu reden. Waffen oder Söldner. Oder beides. Roxy stand auf. 'Kommen Sie, wir gehen uns mal frisch machen.' 'Ich muss aber nicht', erwiderte die Hure, der dieser Teil des Spiels ganz offensichtlich neu war. Der Kannibale stieß ihr den Ellbogen unter die Silikontitten. 'Geh pissen.' Aus seinem Mund klang es fast wie ein Segensspruch: Geh in Frieden. Die Wasserstoffblondine rappelte sich mühsam auf in ihrer brutal engen gefakten Diesel-Jeans und auf den fünfzehn Zentimeter hohen Absätzen. Roxy schob sich elegant zwischen den Tischen durch, besetzt mit Kapstadts reichen, sonnengebräunten und vorwiegend weißen Restaurantgästen. Die Ukrainerin taumelte hinter ihr her. Alle Blicke waren nur auf Roxy gerichtet. Das konnte sie immer noch - sämtliche Blicke auf sich ziehen -, auch wenn die Dreißig nur noch Erinnerung war. Sie betraten die geflieste und wohlriechende Damentoilette. Aus den Deckenlautsprechern rieselte leise Musik von Michael Bolton. Roxy verschwand in eine Kabine, schloss die Tür und setzte sich. Sie musste nicht pinkeln, aber sie brauchte ein oder zwei Minuten für sich allein. Um cool zu bleiben und fokussiert, wie man sagt. Als sie wieder herauskam, zog die andere Frau an den Waschbecken eine Line weg. 'Willste auch?' Roxy schüttelte den Kopf, während sie sich die Hände wusch. Sie hatte seit Jahren kein Koks me Leseprobe
Schlagzeile
Der neue Südafrika-Thriller von Roger Smith