Beschreibung
Mit der Zwillingsschwester in die Kapuzinergruft, mit dem nomadischen Urgroßvater durch den Kaukasus, mit Sigmund Freud ins Londoner Exil, mit der polnischen Putzfrau nach Oswiecim/Auschwitz: Während dreier Jahre - vom Attentat auf die New Yorker Zwillingstürme bis zum Literaturnobelpreis für Elfriede Jelinek - begibt sich Ilse Aichinger im Wiener Kaffeehaus -Demel- auf Reisen. Reiseutensilien sind Stift und Papier, auf Speisekarten, Rätselheften und Einkaufstüten entstehen abenteuerliche Manuskripte. Reisegefährten sind Menschen, die sich während über 80 Jahren als -kräftige Schattenrisse- in die Erinnerung eingeprägt haben. Die Routen führen, so direkt wie möglich und so -unglaubwürdig- wie nötig, in die Topografie der eigenen Biografie - das wechselvolle Leben einer der wichtigsten Autorinnen der deutschen Nachkriegsliteratur.
Autorenportrait
Ilse Aichinger wurde am 1. November 1921 in Wien geboren. 1948 veröffentlichte sie ihren Roman über die Kriegszeit in Wien, 'Die größere Hoffnung', und ihre ersten berühmten Geschichten. Für ihren Roman, ihre Gedichte, Hörspiele und Prosastücke, die in viele Sprachen übersetzt wurden, erhielt sie zahlreiche literarische Auszeichnungen, u. a. 1952 den Preis der Gruppe 47, 1982 den Petrarca-Preis, 1983 den Franz-Kafka-Preis, 1995 den Österreichischen Staatspreis für Literatur und 2015 den Großen Kunstpreis des Landes Salzburg. Ilse Aichinger starb am 11. November 2016 im Alter von 95 Jahren.
Inhalt
Vorwort I Unglaubwürdige Reisen Eine Zigarre mit Churchill Die frühen Blicke in Anstaltsgärten Wie nach einem Filmriß New Yorker Oberflächen Die blaue Milch der Grünangergasse Pippi Langstrumpf im "71er"-Wagen Ausflug in die Wiener Anatomie Durch den Kaukasus Sonntagsglück in Hetzendorf Die Hochsee mitten in Wien Hofmannsthal und die Viennabikes Die Hoffnung in Odessa und Hernals Eine Reise in die Langeweile Mit Franz Grillparzer in die Brigittenau Eine Reise nach "fort" Danzig, zum Geburtstag von Günter Grass Aus der Geschichte der Trennungen Eine Lobrede auf England Canetti im nassen englischen Wind Abschied von Weihnachten In den verschwundenen Schnee Nach Mähren - ein Familienroman Das Ende des Wohnen Zögernde Zuneigung Aus dem Alltagskrieg in die Kapuzinergruft Im Auge des Taifuns: Das "Demel" Unwillige Schülerinnen Das Delta in der Singerstraße Freuds verschwundene Nachbarn II Schattenspiele Unspektakuläre Untergänge Museumslandschaften für Morde Sanfte Erinnerung, umgeben von Gewalt Das Aberdeenspiel Das düstere Weihnachtsspiel Für das Neue Jahr Sterben im Filmcasino Kein Grab mehr neben Marlene Dietrich Hügel und sanfte Kardinäle Für Richard Reichensperger "Der Schlaf ist mein großes Erlebnis" Grazyna Die letzten Gäste Schattenspiel Radio Erinnerung mit einer grünen Perlenkette Das Fräulein aus Linz Selbstversorger Grießnockerlsuppe vom Morzinplatz Erlebnisgarantie für Wiener in Shanghai Der arme Thomas Nobelsonne Die geforderte Freude III "Ich halte meine Existenz für völlig unnötig"
Schlagzeile
'Wenn einer eine Reise tut, so kann er nichts erzählen: Das fiel mir schon ziemlich früh auf.' Ilse Aichinger