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Geschlechtergeschichte

Historische Einführungen 8

Erschienen am 07.09.2018, 2. Auflage 2018
22,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593509488
Sprache: Deutsch
Umfang: 231 S.
Format (T/L/B): 1.6 x 20.7 x 13.6 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die Geschlechtergeschichte ist aus der historischen Forschung und Lehre nicht mehr wegzudenken. Sie verdankt viele Anregungen der Sozialgeschichte, hat sich aber auch neueren Entwicklungen, etwa der Historischen Anthropologie und der Neuen Kulturgeschichte, geöffnet und die dort geführten Diskussionen mit geprägt. Claudia Opitz- Belakhal legt in diesem Band den Fokus auf die Debatten um Konzepte und Methoden der Geschlechtergeschichte, auf die Auseinandersetzungen um die Kategorie "Geschlecht" sowie auf die Geschichte der Geschlechterrollen und der Sexualität. "Eine Einführung in die Geschlechtergeschichte (.), die nicht nur EinsteigerInnen Orientierung gibt, sondern auch für diejenigen, die Geschlechterforschung betreiben, neue Einblicke in bzw. Sichtweisen auf die feministischen Debatten der letzten drei Jahrzehnte vermittelt." Zeitschrift für Sexualforschung

Autorenportrait

Claudia Opitz-Belakhal ist Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit in Basel.

Leseprobe

1. Einleitung Die Geschlechtergeschichte hat sich in den 1980er und 1990er Jahren aus der sogenannten "Frauengeschichte" heraus entwickelt. Sie kann mittlerweile auf eine jahrzehntelange, erfolgreiche Entwicklung zurückblicken, die zur Institutionalisierung von entsprechenden Studiengängen und Professuren im In- und Ausland sowie zu einer unübersehbaren Fülle von Einzelstudien und Gesamtdarstellungen geführt hat. Sie versteht sich weniger als eine neue Teildisziplin der Geschichtswissenschaft, sondern ist von ihrer Entstehungsgeschichte her dem Anspruch verpflichtet, "die Geschichte umzuschreiben" - und damit auch die geschichtliche Traditionsbildung und die geschichtswissenschaftliche Methodenlehre in ihrer ganzen Breite zu kritisieren und zu reformieren. Es gibt deshalb praktisch keinen Themenbereich, der von geschlechtergeschichtlichen Forschungen nicht (an-)diskutiert und kritisch durchleuchtet wurde; kein theoretisches Problem, das in der Geschlechtergeschichte nicht mit durchdacht und problematisiert wurde. Dieser Anspruch macht es schwer, mit einem Einführungswerk zu suggerieren, es gäbe einen verbindlichen Wissenskanon der Geschlechtergeschichte. Zudem ist die Geschlechtergeschichte interdisziplinär angelegt. Sie bezieht Anregungen aus vielen Disziplinen und Theorien - von der Ethnomethodologie bis zur Sprachphilosophie, vom Marxismus bis zur Psychoanalyse. Sie ist der Sozialgeschichte und der "historischen Sozialwissenschaft" eng verbunden, hat sich vor allem aber neueren methodisch-theoretischen Entwicklungen geöffnet, wie etwa der "Historischen Anthropologie" oder der "Neuen Kulturgeschichte", und sie hat die dort geführten Debatten teilweise federführend mitbestimmt. Und schließlich ist die Geschlechtergeschichte ein internationales Projekt, dessen nationale Standorte zwar deutlich markiert sind, das aber sehr häufig durch internationale Debatten (insbesondere im angloamerikanischen Raum) angeregt und vorangetrieben wird. Diese Verknüpfung mit vielen Diskussionen und Problemfeldern innerhalb und außerhalb der Geschichtswissenschaft macht es zu einer erheblichen Herausforderung, knapp und informativ in die Geschlechtergeschichte einzuführen, zumal dann, wenn sie gleichzeitig epochenübergreifend angelegt sein soll. Um diese Herausforderung bewältigen zu können, lege ich in dieser Einführung den Akzent auf die methodologischen Debatten, die die verschiedenen Epochen und historischen Teilgebiete in unterschiedlicher Weise betroffen haben oder betreffen. Dabei stellt die deutschsprachige Diskussion einen Schwerpunkt dar, der aber ständig durch den Blick auf angloamerikanische und europäische Diskussionen ergänzt und korrigiert wird. Auch kann und will ich meine wissenschaftliche Heimat in der (europäischen) Geschichte der Frühen Neuzeit nicht verleugnen, die mich immerhin befähigt, über die Grenzen der Moderne hinaus auf das weite Feld der "Vormoderne" zu blicken. Dies macht es möglich, einige (Vor)-Urteile der modernen Geschichtsforschung wie der Frauenbewegung in Frage zu stellen und dagegen neue Forschungsperspektiven aufzuzeigen, wenn auch viele spannende Debatten und Forschungsergebnisse im Bereich der Geschichte des Altertums und des Mittelalters wie aber auch in der Geschichte außereuropäischer Regionen leider nicht berücksichtigt werden konnten. Im Folgenden werden wichtige Problemstellungen der Geschlechtergeschichte in ihrer Entwicklung und ihren Ergebnissen jeweils knapp präsentiert. Entlang zentraler Begriffe und Konzepte werden Forschungsdiskussionen und Ergebnisse der Geschlechtergeschichte (auch) epochenübergreifend dargestellt. Da alle hier behandelten Teilaspekte einer kritischen geschlechtergeschichtlichen Praxis eng miteinander verbunden sind, ließen sich einige Überschneidungen hie und da nicht vermeiden. Querverweise sollen andererseits sicherstellen, dass Zusammenhänge, die durch die systematische Darstellungsweise auseinanderdividiert werden mussten, nicht verloren gehen. Aufgrund der methodologisch-theoretischen Ausrichtung dieser Einführung finden sich hier keine Überblicke zu Themen wie "Frauen in der Antike" oder "Geschlechterbeziehungen im Mittelalter", sondern die entsprechenden Forschungsergebnisse sind den systematischen Fragestellungen zugeordnet - was im Übrigen auch für Themen wie "Ehe" oder "Frauenarbeit" und "geschlechtsspezifische Arbeitsteilung" gilt. Hilfestellung bei der Suche nach solchen Themen gibt auch das Schlagwortverzeichnis am Ende des Buches. Es ist unmöglich, die geschlechtergeschichtliche Forschung in ihrer ganzen Breite angemessen zu präsentieren, und vieles wird hier infolgedessen nur knapp angerissen oder gar nicht berücksichtigt. Dies gilt namentlich für die Erforschung außereuropäischer Kulturen und Ereigniszusammenhänge, aber auch für den gesamten nord- und osteuropäischen Raum, weil mir dafür die sprachlichen Kompetenzen fehlen. Auch die "Geschichte der Männlichkeiten", die meines Erachtens nach ein integraler Bestandteil der Geschlechtergeschichte ist, für die es aber aktuelle Einführungen gibt (vgl. Martschukat/Stieglitz 2018), wird nur knapp abgehandelt; allerdings finden sich in praktisch allen Kapiteln Überlegungen und Darstellungen, die für die Geschichte der Männlichkeiten von Bedeutung sind. 2. Von der Frauengeschichte zur Geschlechtergeschichte Die Geschlechtergeschichte ging aus der "historischen Frauenforschung" oder "Frauengeschichte" (amerikanisch "her-story" - als Gegensatz zu "history" als "his-story") hervor, die im Rahmen der Neuen Frauenbewegung zu Beginn der 1970er Jahre entstand und deren Zielen verpflichtet war: Aufdecken der Unterdrückung von Frauen in Vergangenheit und Gegenwart und Aufzeigen von Befreiungspotentialen für die Zukunft (vgl. Opitz-Belakhal 2008). In dem Maß, wie dank der "Frauengeschichte" Wissenslücken über Frauen in der Geschichte gefüllt wurden, konnte sich der Blick inhaltlich wie vor allem auch methodisch ausweiten. Die ersten Forschungen waren insbesondere der "weiblichen Erfahrung" in der Vergangenheit und, damit verbunden, der Geschichte "frauenspezifischer" Bereiche, wie Familie, Reproduktion, Mutterschaft, aber auch Frauenarbeit und Frauenbewegung usw. gewidmet gewesen. Doch Ende der 1980er und zu Beginn der 1990er Jahre wurde es als zunehmend unbefriedigend empfunden, dass "klassisch männliche" Bereiche, wie etwa Staat und Öffentlichkeit, Politik, Krieg und Militärwesen, bislang kaum berücksichtigt worden waren und damit zentrale Rahmenbedingungen weiblichen Lebens und Handelns unterbelichtet blieben. Infolgedessen verlagerten sich die Forschungsinteressen der hier engagierten Frauen (und wenigen Männer) in Richtung auf die "Geschlechtergeschichte". Diese bedeutete nicht nur eine Erweiterung im Hinblick auf die "Männergeschichte", sondern brachte aucheine grundlegende methodologische Neuorientierung. Diese Neuausrichtung ist mit anderen innerwissenschaftlichen Entwicklungen, zum Beispiel mit der Öffnung der Sozialgeschichte hin zur "Neuen Kulturgeschichte" oder der "Historischen Anthropologie", eng verbunden. Die Entwicklung führte damit von einer stark sozialgeschichtlich orientierten "Frauengeschichte", deren Gegenstand klar definiert ("Frauen als [unterdrückte] soziale Gruppe") und deren Anliegen deutlich umrissen waren ("Unterdrückung deutlich machen und damit zu ihrer Beendigung beitragen"), hin zur Geschlechtergeschichte. Deren Gegenstand ist viel offener und weiter ausgreifend definiert: Sie untersucht Geschlechterbeziehungen in allen denkbaren historischen Gesellschaften, "geschlechtlich markierte" Herrschaftsverhältnisse und Hierarchien in jeder Epoche, an jedem denkbaren historischen Ort, in jedem historischen (Teil-)Gebiet. Ihr Anliegen reicht vom Nachweis geschlechtlicher Unterdrückung über die Logiken des gendering bis hin zur Dekonstruktion von gesellschaftlichen Ein- und Ausgrenzungsprozessen, soweit sie geschlechtlich motiviert oder codiert sind. Sie nähert sich damit all jenen Ansätzen an, die wir heute mit d...

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