Beschreibung
Ein berührendes Buch der großen Sterbeforscherin So lebenswichtig ist der Tod Mit vielen Fallbeispielen Elisabeth Kübler-Ross, Ärztin und Wissenschaftlerin, hat durch ihre Arbeit in Amerika und ihre zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema 'Tod und Sterben' Weltruhm erlangt. Sie gilt als die große Sterbeforscherin und vermittelt in diesem Buch ihre Forschungs- und Arbeitsergebnisse in einfühlsamer Weise einem großen Publikum: Wenn der Tod auf selbstverständliche Weise das Leben begleitet, dann verliert er seinen Schrecken und bietet die Chance, sich den Fragen nach einem würdigen, erfüllten und selbstverantworteten Leben zu stellen. Ein spannendes und berührendes Buch, das zum Erlebnis wird und die Leserin, den Leser gefangen nimmt.
Autorenportrait
Dr. med. Elisabeth Kübler-Ross, geb. am 8. Juli 1926 in Zürich; verst. am 24. August 2004 in Scottsdale, Arizona, war Professorin an der Universität in Chicago. Als Psychiaterin befasste sie sich mit dem Tod und dem Umgang mit Sterbenden, mit Trauer und Trauerarbeit. Sie gilt als Begründerin der Sterbeforschung.
Leseprobe
Erfülltes Leben - würdiges Sterben Erster Stockholmer Vortrag, 1980 Ich bin in der Schweiz geboren, in eine typisch schweizerische Familie hinein - äußerst sparsam wie die meisten Schweizer, äußerst autoritär wie die meisten Schweizer, ziemlich. spießig, könnte man sagen. Wir Kinder hatten in materieller Hinsicht alles, was man sich nur wünschen konnte, und wir hatten Eltern, die uns wirklich liebten. Trotzdem war ich in gewisser Weise ein "ungewolltes" Kind. Nicht, dass meine Eltern kein Kind haben wollten. Sie wünschten sich sogar sehnlichst ein kleines Mädchen, aber es sollte ein niedliches kleines Geschöpf sein, das mindestens zehn Pfund wog. Sie hatten nicht im Traum mit Drillingen gerechnet, und als ich auf die Welt kam, wog ich ganze zwei Pfund. Ich war ungeheuer hässlich, hatte kein Haar und war eine riesengroße Enttäuschung für meine Eltern. Fünfzehn Minuten später kam das nächste Baby, und nach weiteren zwanzig Minuten kam noch eines. Dieses letzte wog sechseinhalb Pfund, und über das waren sie dann endlich wirklich glücklich. Die beiden ersten hätten sie wohl am liebsten zurückgegeben. So war es mir also bestimmt, als Drilling aufzuwachsen - ein wahrhaft schweres Schicksal, das ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünsche. Ein eineiiger Drilling zu sein, hat etwas geradezu Absonderliches, denn man kann sozusagen tot umfallen, ohne dass es überhaupt jemand bemerkt. Ich hatte das Gefühl, mein ganzes Leben lang allen Menschen beweisen zu müssen, dass auch ich, ein Nichts von zwei Pfund, etwas wert war. Ich musste mir alles hart erkämpfen, und es ging mir ähnlich wie manchen blinden Menschen, die überzeugt sind, dass sie zehnmal so schwer arbeiten müssen wie jeder andere, um ihren Arbeitsplatz zu behalten. Ich musste erst beweisen, dass ich es wert war zu leben. Dabei erwiesen sich gerade diese Umstände meiner Geburt und meiner Kindheit als ganz entscheidend für meinen jetzigen Beruf. Ich brauchte fünfzig Jahre, bis ich das begriff. Es mussten fünfzig Jahre vergehen, bis ich einsah, dass es im Leben keine Zufälle gibt, dass nicht einmal die Umstände der Geburt zufällig sind und dass Dinge, die wir für Tragödien halten, nur dann wirklich Tragödien sind, wenn wir sie dazu machen. Wir können uns genauso gut dazu entschließen, sie als Chancen zu sehen, als Möglichkeit zu reifen. Dann wird uns sehr rasch klar, dass die angeblichen Tragödien in Wirklichkeit Herausforderungen sind, Winke, die wir brauchen, um unser Leben zu ändern. Wenn Sie am Ende Ihres Lebens stehen und zurückblicken - nicht auf die schönen Zeiten, sondern auf die stürmischen Tage, dann werden Sie feststellen, dass es die Stürme sind, die Sie zu dem gemacht haben, was Sie heute sind. Es stimmt, was irgendjemand einmal gesagt hat: "Im Grunde genommen ist es dasselbe, wie wenn jemand einen Stein in eine Zentrifuge legt - entweder geht er kaputt oder aber er kommt poliert wieder heraus." Als Drilling aufzuwachsen ist eine solche Herausforderung: Endlose Jahre in dem glasklaren Wissen, dass meine eigene Mutter und mein eigener Vater nicht wussten, ob sie gerade mit mir oder mit meiner Schwester sprachen, endlose Jahre in dem Bewusstsein, dass meine Lehrer nie wussten, ob ich eine Eins oder eine Sechs verdiente, und deshalb immer uns allen eine Drei gaben. Eines Tages hatte meine Schwester ihre erste Verabredung. Sie war so verliebt wie jeder andere Teenager, den es zum ersten Mal so richtig "erwischt" hat. Doch als der Junge sie dann erneut einlud, wurde sie krank und konnte nicht hingehen. Sie war untröstlich. Schließlich sagte ich zu ihr: "Reg' dich nicht auf. Wenn du wirklich nicht gehen kannst und es so schlimm für dich ist, weil du Angst hast, dass du ihn verlierst, kann ich ja für dich hingehen. (Heiterkeit im Auditorium) Du wirst sehen, er wird den Unterschied gar nicht merken." Ich ließ mich genau von ihr instruieren und ging dann an ihrer Stelle zu der Verabredung. Der Junge merkte tatsächlich nicht das Geringste. (Erneute Heiterkeit Leseprobe
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