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Das Imperium der Schande

Der Kampf gegen Armut und Unterdrückung

Erschienen am 15.01.2007
Auch erhältlich als:
12,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570550199
Sprache: Deutsch
Umfang: 319 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 20 x 12.6 cm
Einband: Englische Broschur

Beschreibung

KURZTEXT Jean Ziegler hält der globalisierten Welt den Spiegel vor. Er zeigt auf, wie das Gefühl der Schande angesichts von Hunger und Armut auf der Welt umschlagen und zu einer Macht der Veränderung werden kann. Ziegler legt eine unbestechliche Bestandsaufnahme der ungerechten Weltordnung vor. Mit diesem Buch, das zu einem großen Bestseller wurde, macht er entschlossen Front gegen das bestehende neofeudale Herrschaftssystem. ZU DIESEM BUCH Die Aufklärung, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung und die Französische Revolution - sie alle postulierten bereits vor über zwei Jahrhunderten das Recht auf Glück als universelles Menschenrecht. Doch wie ist es heute darum bestellt? Schlecht, meint der prominente Globalisierungskritiker und UN-Sonderberichterstatter. Er macht deutlich, wie transnationale Konzerne und politische Machthaber ein weltumspannendes Imperium der Schande errichtet haben, das letztlich auf dem Hunger und der Verschuldung der Entrechteten dieser Erde basiert. Ganz konkret zeigt er, wie die Refeudaliserung der Welt ganze Staaten zerstört, aber auch, wie sich allmählich Widerstand zu regen beginnt. Jean Ziegler formuliert unbequeme Wahrheiten, die vor allem in den reichen Ländern allzu gern verdrängt werden. Er ruft zur solidarischen Verbrüderung und zum entschlossenen Aufstand auf - und erweist sich einmal mehr als provokanter, unbequemer Mahner.

Leseprobe

Im Jahr 1776 wurde Benjamin Franklin zum ersten Botschafter der jungen amerikanischen Republik in Frankreich ernannt. Er war siebzig. Franklin traf am 21. Dezember in Paris ein, er kam aus Nantes und hatte eine lange und gefährliche Atlantiküberquerung auf der Reprisal hinter sich. Der große Gelehrte bezog ein bescheidenes Haus in Passy. Die Klatschjournalisten begannen rasch, sein Tun und Treiben genauestens zu verfolgen. Einer von La Gazette schreibt: 'Niemand nennt ihn Monsieur. alle reden ihn ganz einfach mit Doktor Franklin an. wie man es mit Platon oder Sokrates getan hätte.' Bei einem anderen heißt es: 'Prometheus war letztlich nur ein Mensch. Benjamin Franklin ebenfalls. aber was für Menschen!' Voltaire, der mit seinen 84 Jahren praktisch nicht mehr außer Haus ging, begab sich in die königliche Akademie, um ihn dort feierlich zu empfangen. Franklin, mit Thomas Jefferson Verfasser der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, die am 4. Juli 1776 in Philadelphia unterzeichnet worden war, genoss in den revolutionären Zirkeln und in den literarischen Salons von Paris einen immensen Ruf. Was stand in dieser Erklärung? Lesen wir die Präambel noch einmal: 'Wir halten folgende Wahrheiten für unumstößlich (im Original: self evident): Alle Menschen wurden in Gleichheit erschaffen; der Schöpfer hat ihnen unveräußerliche Rechte gegeben, deren erste da sind: das Recht auf Leben, das Recht auf Freiheit, das Recht auf das Streben nach Glück (im Original: pursuit of happiness) [.] Um den Genuss dieser Rechte zu sichern, haben sich die Menschen Regierungen gegeben. Deren Legitimität beruht auf der Zustimmung der Bürger [.] Wenn eine Regierung, was immer auch ihre Form sein mag, sich von diesen Zielen entfernt, hat das Volk das Recht, sie zu stürzen und eine neue Regierung einzusetzen und sie so zu organisieren, dass sie den Bürgern die Sicherheit und das Streben nach Glück gewährleistet.' Das mitten im Viertel Saint-Germain-des-Prés gelegene Café Procope war der bevorzugte Treffpunkt der jungen Revolutionäre. Dort hielten sie ihre Sitzungen ab und feierten ihre Feste. Benjamin Franklin speiste dort häufig in Gesellschaft der schönen und geistreichen Madame Brillon. Eines Abends trat ein zwanzigjähriger Anwalt namens Georges Danton an Franklins Tisch. Lautstark beschimpfte er den Speisenden: 'Die Welt ist nichts als Ungerechtigkeit und Elend. Wo bleibt die Sanktion? Hinter Eurer Erklärung, Herr Franklin, steht keinerlei Justiz - oder Militärgewalt, die ihr Respekt verschaffen könnte.' Franklin antwortete ihm: 'Irrtum! Hinter dieser Erklärung steht eine beträchtliche, unvergängliche Macht: die Macht der Schande (the power of shame).' Im französischen Wörterbuch Petit Robert kann man zu dem Worte 'Schande' Folgendes lesen: 'Demütigende Unehre. Peinliches Gefühl der Minderwertigkeit, der Unwürdigkeit oder der Erniedrigung gegenüber einem anderen, der Herabsetzung in der Meinung der anderen (Gefühl der Entehrung). [.] Gefühl des Unbehagens aufgrund von Gewissensskrupeln.' Im Deutschen unterscheidet man zwischen Scham und Schande. Ich empfinde Scham über die Schmach, die dem andern angetan wird, und Schande über meine davon befleckte Ehre, ein Mensch zu sein. Diese Gefühle und die von ihnen ausgelösten Emotionen sind den Hungernden im bairro von Pela Porco in Salvador de Bahia bestens bekannt: 'Eu ten ho que superar a vergonha de catar no lixo.' ('Ich muss meine Scham überwinden, um in den Mülltonnen zu wühlen.') Wenn es dem Hungernden nicht gelingt, seine Scham zu überwinden, dann stirbt er. Es kommt vor, dass brasilianische Kinder sich in der Schule aufgrund von Blutarmut nicht auf den Beinen halten können. Auf den Baustellen erleiden Arbeiter Schwächeanfälle infolge von Unterernährung. In den Elendsvierteln Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, die von den Vereinten Nationen schamhaft als 'ungesunde Behausungen' bezeichnet werden, dort, wo 40% der Weltbevölkerung leben, machen Ratten den Hausfraue Leseprobe

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