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Die Sache mit der Bratwurst

Mein etwas anderes deutsches Leben

Erschienen am 13.01.2020
Auch erhältlich als:
10,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783492242622
Sprache: Deutsch
Umfang: 256 S.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eine etwas andere Deutsche Lamya Kaddor gilt als "Deutschlands bekannteste Vertreterin eines sanften Islam" (Spiegel online). Immer wieder hört sie Sprüche wie "Sie sprechen aber gut Deutsch!". Seit ihrer Kindheit ist sie mit Klischees über Deutsche mit ausländischen Wurzeln konfrontiert. Anhand ihrer persönlichen Geschichte erzählt Lamya Kaddor, was ihr Leben tatsächlich ausmacht. Sie erinnert sich, wie es war, als Kind syrischer Einwanderer in Ahlen aufzuwachsen. Warum war Pippi Langstrumpf ihr Vorbild und wie entdeckte sie Syrien? Welchen Stellenwert hatte Religion und mit welchen Herausforderungen musste sie als junge Frau kämpfen? Und was passiert, wenn ein muslimisches Kind aus Versehen in eine Bratwurst beißt? Klug und humorvoll gibt uns Lamya Kaddor einen überraschenden Einblick in ihr ganz privates Leben.

Autorenportrait

Die Religionslehrerin, Islamwissenschaftlerin und Autorin Lamya Kaddor wurde 1978 als Tochter syrischer Einwanderer in Ahlen/NRW geboren. Sie gründete 2010 den Liberal-Islamischen Bund e.V., der sich für ein progressives Islamverständnis einsetzt, und wurde zu einer der zehn einflussreichsten muslimischen Frauen Europas gewählt. Kaddor unterrichtete 13 Jahre selbst Islamischen Religionsunterricht in Dinslaken, bis sie sich im September 2016 wegen Morddrohungen nach dem Erscheinen ihres Buchs »Die Zerreißprobe« vom Schuldienst beurlauben ließ. Derzeit leitet sie ein Forschungsprojekt "Islamfeindlichkeit im Jugendalter" an der Universität Duisburg-Essen. Zudem ist sie Kolumnistin u.a. bei t-online.de, dem Kölner Stadtanzeiger und dem Norddeutschen Rundfunk. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt in Duisburg.

Leseprobe

Vorwort Vor acht Jahren wurde ich gebeten, ein Buch über muslimisches Leben in Deutschland zu schreiben. Ich arbeitete an der Universität Münster, sollte Lehrer für islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache ausbilden. Zudem unterrichtete ich selbst Islamkunde in deutscher Sprache. Ich hatte bereits 2008 den deutschlandweit ersten Koran für Kinder und Erwachsene gemeinsam mit Rabeya Müller ins Deutsche übersetzt und kommentiert. Mir war es ein großes Anliegen, bestimmte Themen wie islamische Religionspädagogik, muslimische Jugendliche, Identitätsfragen, Integrationspolitik, Radikalisierung und Grundzüge eines liberalen Islam vorzustellen und zu diskutieren. Viele dieser Themen waren den meisten Menschen in unserem Land fremd. Ich war in gewisser Hinsicht eine Art Pionierin, die über diese Fragen im Kontext des Islam in Deutschland aufklären wollte, daher freute ich mich über die Anfrage.   Doch je mehr ich 'aufklärte', desto bekannter wurde ich. Je bekannter ich wurde, desto mehr Aufmerksamkeit aus allen möglichen Lagern bekam ich. Wenn ich 'pro-islamisch' in Sachthemen argumentierte, wurde mir von Islamgegnern vorgeworfen, ich sei in Wirklichkeit eine Schläferin. Wenn ich 'liberal-islamisch' argumentierte, wurde mir von konservativen beziehungsweise orthodoxen Muslimen vorgeworfen, ich sei gar keine richtige Muslimin. Für die einen bin ich zu viel muslimisch, für die anderen zu wenig. Aber ich fühle mich 'dazwischen' ganz gut und sehe keine Veranlassung, an meiner Haltung und meinem Anliegen etwas zu ändern, obwohl auch ich Ausgrenzungserfahrungen in meinem Leben machen musste. 'Anderssein' war lange Zeit Teil meiner Identität. Aber diese Erfahrungen waren notwendig, um meinen Standort im Leben zu finden. Denn je mehr ich angegriffen und bedroht wurde, desto mehr reflektierte ich über Sinn und Bedeutung meines eigenen Ichs. Die Zuschreibungen, die man für mich fand und immer noch findet, weil Frauen wie ich manchen suspekt sind, begleiten mich inzwischen fast vierzig Jahre lang.   Ich weiß heute mehr denn je, wie ich mich verstehe: Ich bin Deutsche mit syrischen Wurzeln und muslimischen Glaubens - im Einzelnen bedeutet das für mich, Mutter und Wissenschaftlerin, Frau und selbstbestimmt, liberal und gläubig, frei und denkend, humorvoll und menschlich zu sein. Vielen passt das nicht. Selbstverständlich setzen mir Morddrohungen und Belästigungen zu, denen ich regelmäßig ausgesetzt bin, aber Aufgeben ist nicht mein Weg.   Häufig werde ich gefragt, wie ich persönlich damit umgehe und warum ich weitermache. Es wird mir bescheinigt, eine 'Muster-Migrantin', eine 'Vorzeige-Muslima' und ein 'Energiebündel' zu sein. Da ich mit diesen 'Komplimenten' nicht immer d'accord gehe, weil sie nicht unbedingt schmeichelhaft sind, war es mir nun ein Anliegen, Sie, verehrte Leser, mit in 'meine Welt' zu nehmen und bestimmte Erfahrungen mit Ihnen zu teilen. An meinem Humor werden Sie dabei allerdings nicht vorbeikommen.   Ja, ich bin eine Idealistin, hoffnungslos, aber durchaus hartnäckig. Ich kann mit Schwarz-Weiß wenig anfangen. Bereits als Kind hatte ich Probleme damit. Und seitdem ist es mir ein unbeschreiblich großes Anliegen, zu vermitteln. Und dies in alle möglichen Richtungen. In diesem Sinne wünsche ich eine spannende und erkenntnisreiche Lektüre.   Die meisten Namen in diesem Buch sind verfremdet. Ich habe mich dazu entschieden, weil ich niemanden gefährden möchte. Wegen meiner Arbeit habe ich mit verschiedenen Extremisten, mit Verleumdungskampagnen und Diffamierungen zu tun. Mehrfach haben mir Familienangehörige und Freunde durch die Blume zu verstehen gegeben, dass sie Angst davor haben, in etwas hineingezogen zu werden. Aus Respekt und aus Eigenschutz belasse ich sie daher in der Anonymität.   Duisburg im März 2018 Prolog Der Apfeltraum meiner Mutter 'Vor vierzig Jahren hatte ich einen Traum. Ich sah eine riesige Baumkrone mit lauter roten Äpfeln vor mir. Eine Stimme sagte, ich dü

Schlagzeile

'Sind Sie nicht die Muslimin aus dem Fernsehen?'

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