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Preußen

Die unbekannte Großmacht

Erschienen am 13.07.2009
Auch erhältlich als:
9,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442129898
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S., 38 s/w Illustr., 2 farbige Illustr., ca. 3
Format (T/L/B): 2.2 x 18.3 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eine anschaulich und verständlich geschriebene Überblicksdarstellung Preußen ein Staat mit zwei Gesichtern. In den Beiträgen von SPIEGELAutoren und bekannten Historikern wird die ganze Spannweite der 350jährigen Geschichte Preußens von der Gründung bis zum Niedergang deutlich: die explosive Mischung aus Aufklärung und Absolutismus, Fortschritt und Rückständigkeit, Zivilisation und Barbarei. Eine lebendige Darstellung von Faszination und Schrecken dieses widersprüchlichen Staates, der Deutschlands Schicksal entscheidend prägte.

Autorenportrait

Stephan Burgdorff, geboren 1944, ist seit 1974 Redakteur des Spiegel und leitet seit einigen Jahren das Ressort Sonderthemen. Er ist Mitherausgeber mehrerer SPIEGEL/DVA-Bücher, darunter "Die Flucht. Über die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten" und "Der 1. Weltkrieg. Die Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts".

Leseprobe

Seit die französische Schriftstellerin Germaine de Staël 1810 in ihrem Erfolgsbuch "De l'Allemagne" schrieb, Preußen sei wie ein Januskopf, ein Staat mit zwei Gesichtern, hat sich dieses ambiva lente Bild in der Historie verfestigt. Auf der einen Seite steht das gute Preußen, in dem der Herrscher - zumindest in der Rhetorik Friedrichs des Großen - der erste Diener seines Staates war und jeder Untertan nach seiner eigenen Fasson selig werden konnte. Als typisch preußisch gelten heute noch Tugenden wie Pflichtgefühl, Dienst am Gemeinwesen, Bescheidenheit, religiöse Toleranz. Auf der anderen Seite wird das böse Preußen angeprangert: engstir nig, machtbesessen und kriegslüstern sei es gewesen, ein Staat von Blut und Eisen, beherrscht von einem dünkelhaften Junkertum -kurzum: "die Wurzel allen Übels", wie Winston Churchill nach dem Zweiten Weltkrieg konstatierte, weshalb der Staat 1947 durch ein Alliiertes Kontrollratsgesetz ausgelöscht wurde. Die unvereinbar erscheinenden Extreme brachten paradox anmutende Synthesen hervor. Ausgerechnet der Militärstaat Preu ßen setzte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts an die Spitze des zivilen Fortschritts. Die Minister Stein und Hardenberg moder nisierten die Verwaltung und schoben das größte Reformprojekt der deutschen Geschichte an. Wilhelm von Humboldt gründete 1810 die Berliner Universität, in der sich erstmals Forschung und Lehre miteinander verbanden - ein Modell, das bald Weltruf erlangte. Die Reformen ebneten zugleich der Industrialisierung den Weg: August Borsig eröffnete 1837 in Berlin eine Maschinen fabrik. So war Preußen zerrissen zwischen Moderne und Rückständig keit. Das schafft einen üppigen Nährboden für Mythen und Legen den. Auf den Hohenzollernstaat beriefen sich seit seiner Gründung 1701 Reformer und Reaktionäre, Monarchisten und Demokraten, Junker und Industrielle, Liberale und Konservative, Nationalsozia listen und Widerstandskämpfer. Verehrer und Verächter Preußens trugen heftige ideologische Fehden miteinander aus. Und aus jeder Perspektive ergibt sich ein anderes Zerrbild. Deshalb erscheint Preußen bis heute als eine weithin unbe kannte Großmacht - durch Ästhetisierung verharmlost, durch Karikierung verteufelt. In diesem Buch loten SPIEGEL-Redakteure und renommierte Historiker das vielschichtige Wesen des unter gegangenen Staates aus. FrankLothar Kroll, Inhaber eines Lehrstuhls für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der TU Chemnitz und Vorsitzender der Preußischen Historischen Kommission, schildert die Gründung des Königreichs Preußen und seine Vorgeschichte in der Mark Brandenburg. Preußen, so Kroll, stecke voller Über raschungen, und die erste sei, dass die bis 1918 regierende Hohenzollerndynastie aus Schwaben stammte. Der australische, im eng lischen Cambridge lehrende Historiker Christopher Clark por trätiert Friedrich den Großen, Preußens wohl populärsten und schillerndsten Regenten und in einem Gespräch plädiert er dafür, nicht länger von der Geschichte Preußens eine direkte Linie zum Nationalsozialismus Adolf Hitlers zu ziehen. Harald Biermann, Direktionsassistent der Stiftung Haus der Geschichte in Bonn, sieht in der Proklamation des Deutschen Kaiserreichs 1871 im Spiegelsaal von Versailles den Schlusspunkt des Bündnisses der Nationalbewegung mit Bismarcks Preußen nach der Revolution von 1848. Heinrich August Winkler, emeri tierter Lehrstuhlinhaber für Neueste Geschichte an der Berliner Humboldt-Universität, analysiert den verhängnisvollen Einfluss der Junker in Kaiserreich und Weimarer Republik sowie die Per vertierung preußischer Tugenden im Nationalsozialismus. Erst der Widerstand des 20. Juli 1944, so Winkler, knüpfte wieder an das alte Preußen an. Ebenso brüchig ist die preußische Kulturgeschichte. Die abso lutistischen Könige förderten klassizistische Baukunst und eine Landschaftsarchitektur mit pompösen Parkanlagen, Lustschlös sern, Tempeln und Pavillons. Die Liberalität machte Preußen zu einem Hort der Dichter und Denker. De Leseprobe

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