Beschreibung
Kate Zambreno hat über dreizehn Jahre lang an Book of Mutter gearbeitet. Entstanden ist ein Buch - zwischen Autofiktion, Memoir und Collage - über das Potenzial des Schreibens, der Fotografie und des Erinnerns. Es ist der zärtliche und zugleich unsentimentale Versuch einer Tochter, die Familienapokryphen nach dem Tod ihrer Mutter zu inventarisieren, sich murmelnd ( to mutter bedeutet auf Deutsch murmeln, Worte suchen) der Mutter zu nähern, die Trauer zugleich zu erinnern und zu vergessen. Kate Zambreno spinnt ein assoziatives Netz rund um die Leerstelle, an der die Mutter einst war, schreitet labyrinthische Erinnerungsräume ab, die vom 'Muttergespenst' noch immer heimgesucht werden. Mit den Fragmenten der Mutter vermischen sich solche des Vaters, der Geschwister, von Louise Bourgeois, Roland Barthes, Henry Darger, Virginia Woolf, Franz Kafka und vielen anderen. 'Wie kann ich mich erinnern daran? Es ist so lange her. Alles, was verbrieft ist, sind diese Wörter auf dem Blatt, die Art und Weise, wie ich mir diese Geschichte selbst erzählt und in den Jahren danach umgedeutet und umgeschrieben habe.'
Autorenportrait
KATE ZAMBRENO, geboren 1977 in Illinois, ist Autorin, Essayistin und Dozentin. Sie war Chefredakteurin bei New City Chicago und gab an verschiedenen Colleges Kurse zu den Themen Feminismus und Kunst. Ihre Texte erschienen unter anderem in The New Yorker und The Paris Review. Ihr Buch Heroines ist eine (Wieder-)Entdeckung bisher gering geschätzter weiblicher Künstlerinnen wie Vivienne Eliot, Jane Bowles, Jean Rhys und Zelda Fitzgerald. Zuletzt erschienen The Light Room (2023), To Write As if Already Dead (2021) und Drifts (2020). Kate Zambreno unterrichtet am Sarah Lawrence College und an der Columbia University Kurse zu kreativem non-fiktionalen Schreiben und ist 2021 Guggenheim-Stipendiatin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Brooklyn, New York.
Leseprobe
"'Als ich noch in Chicago lebe und am Community College unterrichte. Jedes Mal, wenn ich meinen Vater besuche, fahre ich am Grab meiner Mutter vorbei. Ich gehe sie nicht besuchen. Aber ich muss nur das Auto auf dem Garagenplatz meiner Mutter abstellen, um ihre Relikte zu sehen, die verwaiste Gießkanne, die Stelle zwischen Auto und Wand, wo sie im Nikotin-Refugium kauerte, die gelben Gartenhandschuhe aus Gummi, die mein Vater jetzt trägt. Mein Vater hat in jenem Frühling mit dem Gärtnern angefangen, hat die jahrelange Arbeit seiner Frau mit jedem schmerzhaften Bücken und Beugen nachvollzogen. Aber er ist weniger sorgfältig, als sie es war, und viele der Pflanzen sind gestorben, braun sind sie in ihren Töpfen begraben. Wenn das Schreiben eine Form des Sammelns oder sogar Hortens von Erinnerungen ist - was bedeutet es dann, sich zugleich lossagen zu wollen?' "