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Lexikon Psychologie

Hundert Grundbegriffe

Erschienen am 25.09.2005, 1. Auflage 2005
Auch erhältlich als:
16,90 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783150105825
Sprache: Deutsch
Umfang: 380 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 15.6 x 10 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Wie wirkt sich die körperliche und seelische Grundausstattung eines Menschen auf sein Fühlen, Denken, Erleben und Handeln aus? Die Fragestellungen der Psychologie bewegen jeden. Das 'Lexikon Psychologie' liefert hundert Artikel zu den zentralen Bereichen der Psychologie, zu den wichtigsten Grundbegriffen, Krankheitsformen und aktuellen Themen. Was also genau ist gemeint, wenn von "Angst", "Emotion", "Trauma" oder "Zwang" gesprochen wird? Renommierte Fachvertreter geben in einlässlichen, speziell für diesen Band verfassten Beiträgen Antwort.

Leseprobe

Mobbing Der Begriff 'M.' (lat.-engl. 'mob' = 'Pöbel') bezeichnet in Biologie und Ethologie (Verhaltensforschung) das Vorgehen einzelner Mitglieder oder ganzer Gruppen einer Spezies gegen Artgenossen, wobei - im Unterschied zu Konkurrenzkampf oder Streit - eine unterlegene bzw. schwächere Person misshandelt wird. Im engl. Sprachbereich ist zur Beschreibung dieses Phänomens der Begriff 'bullying' (engl. 'to bully' = 'schikanieren', 'fertig machen') gebräuchlicher. In der belletristischen Literatur früh beschrieben (z. B. Robert Musil, 'Die Verwirrungen des Zöglings Törleß', 1906), begann die wissenschaftliche Beschäftigung mit M. erst nach journalistischen Recherchen und Peter-Paul Heinemanns populärwissenschaftlichem Buch 'Mobbning. Gruppvåld bland barn och vuxna' (1972). Eine erste große Studie, die gehäuft auftretende Schülerselbstmorde (Suizid) in Schweden auf umfangreiche Schikanen durch Mitschüler zurückführte (Dan Olweus, 'Aggression in the Schools. Bullies and Whipping Boys', 1978), löste eine Lawine von Untersuchungen an Schulen, aber auch am Arbeitsplatz aus (Heinz Leymann, 'Mobbing - Psychoterror am Arbeitsplatz', 1993). Dieses Interesse ist in den letzten Jahren weiter angestiegen, da ersichtlich wurde, dass Ausgrenzungserfahrungen und M.-Erlebnisse für die Betroffenen gravierende Konsequenzen haben und eine Ursache der Schulschießereien in den USA (z. B. Littleton, 1999) und der Bundesrepublik (Erfurt, 2002) darstellten. Studien zur Auftretenshäufigkeit zeigten, dass in der Schule und am Arbeitsplatz 3-5 % als Opfer von M. bezeichnet werden können. Diese Personen sind 'systematisch', also wiederholt (mindestens einmal pro Woche) und lang anhaltend (mindestens ein halbes Jahr) negativen Handlungen ausgesetzt, die in 'Schädigungsabsicht' ausgeführt wurden und bei denen ein 'Stärkeungleichgewicht' bestand. Während Frauen/Mädchen eher als Männer/Jungen dazu neigen, sich als M.-Opfer zu identifizieren, zeigen die meisten Studien keinen Geschlechtseffekt in der Häufigkeit, in M.-Prozesse involviert zu sein (z. B. Becky Kochenderfer-Ladd / Karey Skinner, 'Children's Coping Strategies', 2002). Geschlechtseffekte gibt es dagegen in der Form: Frauen/Mädchen sehen sich eher einer 'relational aggression' (Beziehungsaggression, z. B. Manipulation von Freundschafts- und Geschäftsbeziehungen) ausgesetzt, während Männer/Jungen vorwiegend direkte und offene Formen von Aggression erfahren. Die Ursachen für Mobbing lassen sich grob drei Kategorien zuordnen: (a) Merkmalen des Opfers, (b) Prozessen im Täter / in der Täterin und (c) Umgebungsfaktoren. (a) Die Forschung zu M. in der Schule hat sich stark auf Charakteristika des Opfers konzentriert und folgendes Bild der Opferpersönlichkeit herausgearbeitet (Beate Schuster, 'Bullying/Mobbing in der Schule', 2005): Das typische Opfer ist eher (z. B. körperlich) schwach, in irgendeiner Form 'anders' als die anderen und unsicher (weniger Selbstwertgefühl bzw. -bewusstsein; Selbst). Außerdem neigt es zu übertriebener Submissivität (Unterwürfigkeit). Neuere Forschungen betonen spezifische Sozialisationsbedingungen für diese Schwächen: Opferkinder erfahren zu Hause wenig emotionale Unterstützung und Wertschätzung, dafür eher übergriffige Reaktionen, harsche Zurechtweisungen und Ablehnung. Während Mütter von Kindern mit geringem Risiko, Opfer zu werden, durch 'responsiveness' charakterisiert sind, also prompt und angemessen auf kindliche Bedürfnisse eingehen, sind Mütter von Opfern häufig fordernder und feindseliger. Während Mütter viktimisierter (zu Opfern gewordener) Mädchen sich eher feindselig und wenig liebevoll verhalten, sind Mütter viktimisierter Jungen eher überbehütend und unangemessen einschränkend. (b) Im Gegensatz zur Opferforschung wurde die Täterschaft bei 'sozialer Aggression' in deutlich weniger Arbeiten behandelt. Diese zeigen allerdings eine beachtliche Stabilität in aggressivem Verhalten. So wies z. B. Dan Olweus ('Gewalt in der Schule', 1996) nach, dass 'Mobber', die im

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