Beschreibung
Der russische Hellseher Danilo Gromow liegt tot in seiner düsteren Villa und seine Butlerin Jana ist wie immer sturzbetrunken. Ausgerechnet Kriminalkommissär Heiner Glut, der tags zuvor einen Wald in Brand gesteckt hat, soll diesen Fall lösen. Den einzigen Hinweis, den er findet, ist der Eintrag 'Novosti' in Gromows Agenda. Unterstützte der dubiose Prophet die Berner Filiale der sowjetischen Nachrichtenagentur Novosti, die Bundesrat Rudolf Friedrich gerade in einer Hauruckaktion schließen lassen will? 1983.?Verfluchte Hitze verdichtet drei historische Ereignisse - den Skandal um die Berner Novosti¬-Agentur, den spektakulären Fall einer Basler Spionin in sowjetischen Diensten und den Mord an einem Hellseher - zu einer tragikomischen Bestandsaufnahme des Jahrs 1983. Es ist der letzte Höhepunkt des Kalten Kriegs, Europa streitet über den Nato¬-Doppelbeschluss, Nenas '99 Luftballons' laufen in Dauerschleife und die Sommertemperaturen steigen erstmals auf 40 Grad. Während Holliger seinen historischen Figuren verbriefte Zitate in den Mund legt, schreibt er für sein Ermittlerteam pointierte Dialoge, die den vielfach ausgezeichneten Theater- und Hörspielautor erkennen lassen.
Warntext
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Autorenportrait
Lukas Holliger, geboren 1971, studierte zunächst Germanistik, Kunstwissenschaften und Geschichte in Basel. Ab 1995 widmete er sich dem Theater und gewann bereits mit seinen frühen Stücken mehrere Förderpreise. Es folgten Auftragswerke und Uraufführungen an renommierten Theatern in Deutschland und der Schweiz. Lukas Holligers Hörspiele werden regelmäßig in den Programmen von SRF, ARD und Deutsch¬land¬funk ausgestrahlt. 2013 war er auf der Shortlist für den Hörspielpreis der Kriegsblinden, 2017 mit seinem ersten Roman Das kürzere Leben des Klaus Halm für den Schweizer Buchpreis nominiert. Seit 2006 arbeitet Holliger zudem als Satire-Redaktor bei SRF Kultur. Er lebt in Basel.
Leseprobe
Der sogenannte Meister lag in einem lila Bademantel in einer Blutlache, die sich fast über den gesamten Fußboden des Schlafzimmers, bis zur Türschwelle, ausgebreitet hatte. Wie zwei Boote lagen seine Pantoffeln darin. Einer kieloben, der andere noch nicht gekentert, aber menschenleer. 'Sechs Schüsse in den Brustkorb, einer durch die Halsschlagader', sagte Wüst beeindruckt. 'Arteria carotis', ergänzte Simon und räusperte sich. Glut wusste nicht, was von ihm erwartet wurde. Vermutlich war es den drei Kollegen im Moment nur wichtig, dass sie mit diesem Anblick nicht allein blieben. Die Schüsse, die von vorne durch den Brustkorb gegangen waren, hinterließen auf dem Bademantelrücken dunkle Blumenstempel. Die offene Wunde neben der Gurgel sah aus, als wäre in diesem zarten Männerhals eine Mine hochgegangen. Das helle Fleisch zerteilte sich in alle Richtungen. Auf Glut wirkte der tote Mann unendlich alleingelassen. Als hätte das Schicksal eine Schnecke aus ihrem Haus gerissen.