Beschreibung
Ein ganz normales Gasthaus in einer ganz normalen Kleinstadt. Mutters 60. Geburtstag ist der Anlass eines Familienfestes im engsten Kreis. In freudiger Erwartung sitzt da der Pater familias und Ehemann, Exponent des deutschen Wirtschaftswunders, dem die Schatten der Nazi-Vergangenheit noch nachhängen. Neben ihm der Sohn, der es zum Dorfapotheker gebracht, fu¨r die Alkoholsucht seiner Frau aber noch kein Medikament gefunden hat. Extra angereist ist die Tochter, nicht nur aufgrund ihres künstlerischen Berufes das schwarze Schaf der Familie. Es fehlt, und das ist die unerhörte Begebenheit dieser Novelle, die Jubilarin selbst. Luftschnappen wollte sie vor dem Essen. In der Gaststube geht indessen ein Kammerspiel über die Bühne, in dem so ziemlich alles an Fassaden, die sich diese Familie mühsam aufgebaut hat, niedergerissen wird. Meisterhaft gelingt es Kathrin Groß-Striffler in "Mutters Fest", das Sittenbild einer scheinbar ganz normalen deutschen Familie - es könnte genauso gut eine österreichische sein - zu zeichnen. Man liest es atemlos, so sehr, dass sich am Ende das dringende Bedürfnis nach Luftschnappen einstellt.
Autorenportrait
geboren 1955 in Würzburg, studierte Anglistik und Romanistik in Deutschland, Frankreich und den USA. Sie lebt in Jena. Seit 1998 veröffentlicht sie Texte in Anthologien und Literaturzeitschriften. Für ihren ersten Roman "Die Hütte" (Aufbau, 2003) erhielt sie den Alfred-Döblin-Preis. Es folgte "Das Gut" (Reclam, 2004). Diverse weitere Preise und Stipendien. Zuletzt erschien der Roman "Zum Meer" (Aufbau, 2014).