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Von Fremden und anderen Aussenseitern

Erschienen am 15.05.2021
20,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783962580735
Sprache: Deutsch

Beschreibung

Anders als in ihrem 2017 bei PalmArtPress erschienenem Band "Vorfahren, Verwandte und andere Verwirrungen" richtet Susanne Alge ihren Blick diesmal nicht auf die unmittelbare Verwandtschaft, sondern auf die "Menschenfamilie", deren widersprüchliches Zusammengehörigkeitsgefühl irrlichtert zwischen Desinteresse, Akzeptanz aus Nächstenliebe, strikter Ablehnung oder gar Leben gefährdenden Angriffen auf DAS Laute, Lustige, Bunte, Neue, Ungewohnte - FREMDE.

Autorenportrait

Susanne Alge, Dr. phil., geboren in Vorarlberg/Österreich, lebt und arbeitet seit 1990 in Berlin als Literaturwissenschaftlerin und Autorin. Sie veröffentlichte drei Romane, einige Gutenachtgeschichten für Kinder beim Ohrenbär vom RBB, Erzählungen im Österreichischen Rundfunk, zahlreiche Biographien von deutschsprachigen Exilschriftstellern/innen und andere Beiträge zur Exilliteratur, mehrere Kurzgeschichten in Anthologien, sowie Übersetzungen aus dem Französischen. "Vorfahren, Verwandte und andere Verwirrungen" erschien 2017 bei PalmArtPress.

Leseprobe

Des Guten zu vie?l Beim Radeln wurde mir angenehm warm, ich erstand eine Wochenzeitung und setzte mich in einen Gasthausgarten. Ich fühlte mich so unerhört frei wie kurz vor dem Abitur, als ich die Schule schwänzte, um mich ungestört der Lektüre von Simone de Beauvoir hinzugeben. Der Inhalt der aktuellen Artikel störte den Genuss am warmen Apfelstrudel weit mehr als die Memoiren einer Tochter aus gutem Hause. So schreibt ein Reporter, der Krieg im Jemen sei keiner der großen Schlachten, sondern einer des großen Sterbens. Nicht am Krieg, an seinen Folgen werde heute gestorben, an Cholera, an Typhus, an fehlenden Medikamenten, und seit Jahren am Hunger. Ein Beispiel wurde genauer, mit Interviews Beteiligter und Fotos eines neunjährigen Patienten geschildert. Die Riesenzahl der Fälle, die scheiterten oder Hilfsversuche gar nicht unternommen werden konnten, wurde nicht verschwiegen. Das Bild des Neunjährigen mit Beinen, die so dünn wirkten als bestünden sie aus Haut und Knochen, mit einem im Verhältnis riesigen Kopf, aus dem den Betrachter dunkle traurige Augen anblickten. Ernüchtert machte ich mich auf den Heimweg. Da denk mal drüber nach, forderte ich Konrad auf. So lange sind hundert Jahre nicht, um Menschenrechte sentimentalen Gefühlen wie Mitleid gleichzusetzen. Gedanken an Profite mögen vernünftiger erscheinen, doch die Ausgebeuteten werden eines Tages die Schnauze im wahrsten Sinne des Wortes voll von uns haben. Hä? Lautete Konrads Antwort. Die Visage grämlich verzogen. Ich verzog mich auch, öffnete eine Flasche Prosecco und freute mich auf Noras Rückkehr.

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