Beschreibung
August Aichhorn schuf mit seinem Werk Verwahrloste Jugend ein Standardwerk, das bis heute Gültigkeit hat. Thomas Aichhorn veröffentlicht und kommentiert aus heutiger Sicht nun die nach dem Erscheinen des Buches in klinischen und pädagogischen Seminaren entstandenen weiterführenden Texte von August Aichhorn, da das Problemfeld heute die Dissozialität ist, deren Verständnis das Verdienst von August Aichhorn ist. Die Gesellschaft, die sich durch das Verhalten der Verwahrlosten gestört fühlt, ist bestrebt, wie Aichhorn meinte, sich ihrer mit strafender Gewalt oder, 'moderner', mit intensiver seelischer Beeinflussung zu bemächtigen. Ausgangspunkt, Zweck und Ziel solcher Bemühungen sei es, den Jugendlichen zu zwingen, seine Persönlichkeit aufzugeben und sich zu unterwerfen. Im besten Falle sollte er das scheinbar 'freiwillig' tun, aber in Wahrheit werde ihm gedroht, dass ihm seine Persönlichkeit sonst gewaltsam gebrochen werde.
Autorenportrait
Thomas Aichhorn, geb. 1944 in Wien. Psychoanalytiker. 1981-1998 Sozialpädagoge am Institut für Sozialtherapie Wien. Vorträge und Publikationen zu Theorie und Geschichte der Psychoanalyse, der 'Allgemeinen Verführungstheorie' von Jean Laplanche, zur Psychoanalyse der Adoleszenz und zum Werk und zur Biografie August Aichhorns. Lebt und arbeitet in Wien. Mitglied und Archivar der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, Beirat und Herausgeber von Themenheften der Zeitschrift Luzifer-Amor. August Aichhorn (1878-1949) zählte zu den ersten, die konsequent die Ergebnisse psychoanalytischer Forschung auf Erziehungs- und Sozialarbeit angewendet haben. Nachdem das von ihm geleitete Fürsorgeerziehungsheimgeschlossen worden war, er berichtete darüber in seine Buch Verwahrloste Jugend, richtete er an den Wiener Bezirksjugendämtern öffentlich zugängliche Erziehungsberatungsstellen ein. Nachdem er 1922 Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung geworden war, beteiligte er sich mit zahlreichen Kursen und Seminaren an der von der Vereinigung angebotenen Aus- und Weiterbildung. Als 1946 die von den Nationalsozialisten 1938 geschlossene Wiener Psychoanalytische Vereinigung wiedereröffnet werden konnte, wurde Aichhorn deren Obmann.