Beschreibung
erfolgt man aktuelle Berichtserstattungen und gesellschaftliche Diskurse drängt sich das Thema Aggression, Gewalt und Radikalisierung von Kindern und Jugendlichen geradezu auf. Neben Gewalttaten im öffentlichen Raum sind pädagogische Institutionen im Umgang mit 'schwierigen' Kindern und Jugendlichen gefordert. Anhand der Entwicklungsschicksale von Kindern und Jugendlichen wird deutlich, wie komplex, vielschichtig und einzigartig die Pfade sein können, die schließlich zu Radikalisierung, Terror und Gewalt führen. Aggressives, gewalttätiges und radikalisiertes Verhalten von Kindern und Jugendlichen ist in diesem Verständnis nie nur passiv, nie nur Defekt, sondern immer Ergebnis eines aktiven Bewältigungsprozesses von Umwelterfahrungen. Solch eine Perspektive benötigt den Einzelfall, um subjektiv sinnvolle, biographisch relevante Beziehungserfahrungen zu erschließen. Es ist bedeutsam, sich mit den Vernachlässigungen, Gewalterfahrungen und Traumatisierungen von Individuen sowie der Ausgrenzung, Marginalisierung und Chancenlosigkeit ganzer gesellschaftlicher Gruppen auseinanderzusetzen. Ihr aggressiver Protest verweist auf ein - sich meist transgenerational fortschreibendes - unzureichendes elterliches und gesellschaftliches Containing. Umso mehr gewinnen im Rahmen von Begleitung, Pädagogik und Therapie individuelles Verstehen und korrigierende emotionale Erfahrung an Bedeutung, die dem malignen Zirkel von Gewalt grundlegend entgegenwirken können.
Autorenportrait
Bernd Traxl, Prof., Dr., Heilpädagoge und Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche und Erwachsene; Professur an der Medical School Berlin. Leitung der Kinderanalytischen Konferenz am Mainzer Psychoanalytischen Institut. Im wissenschaftlichen Beirat der Fachzeitschrift Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie (KJP) im Brandes & Apsel Verlag. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Kindes- und Jugendalter, bei Brandes & Apsel: Körpersprache, Körperbild und Körper-Ich (2016).