Beschreibung
1,6 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz, Tendenz steigend. Der Umgang mit einem Demenzerkrankten, die Begleitung, Betreuung und Pflege ist eine Herausforderung für die Gesellschaft und häufig auch eine große Belastung für die An- und Zugehörigen des Betroffenen. Dieses kleine Büchlein 1 x 1 der DEMENZbegleitung ermöglicht es Ihnen, die Krankheit Demenz besser zu verstehen und zu begreifen. Hiermit haben Sie einen Wegbegleiter mit vielen hilfreichen Tipps, was Sie alles tun können und was es zu beachten gilt, um gut zu begleiten, zu betreuen und zu pflegen - und dabei aber sich selbst als Begleiter nicht zu verlieren, sondern zu entlasten.
Autorenportrait
Marion Jettenberger leitet hauptberuflich einen ambulanten Hospizdienst als Palliativfachkraft und Einsatzleitung. Nebenberuflich ist Jettenberger Referentin und Autorin für die Fachbereiche Gerontopsychiatrie, Palliative Care und Tiergestützte Intervention. Die Begleitung von Demenzerkrankten, Sterbenden sowie deren Begleitern und Angehörigen liegt ihr sehr am Herzen.
Leseprobe
Inhalt Vorwort Demenz & Alzheimer Erste Anzeichen Symptome Frühwarnzeichen Diagnosekriterien Fragebogen zur Einschätzung Schweregrade & Verlauf Demenz verstehen EmpathieÜbung 1: Ich EmpathieÜbung 2: Komischer Raum EmpathieÜbung 3: Weiße Wand EmpathieÜbung 4: Ich muss warten! EmpathieÜbung 5: Zeitlupe Entschleunigen EmpathieÜbung 6: Wer ist Frau Huber? Kommunikation & Umgang mit Betroffenen Umgang mit schwierigen, heraus fordernden Situationen Aggressionen Beschimpfungen und Anschuldigungen Ständig wiederholendes Fragen Unruhe / Hinlauftendenz Gestörter Tag / Nacht-Rhythmus Verstummen / Teilnahmslosigkeit Inkontinenz Wahn & Halluzination Medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien Angebote, Beschäftigung & Aktivierung Biografie und Erinnerungsarbeit Hilfen und Unterstützung finden Finanzielle Unterstützung Sozialhilfe Schwerbehindertenausweis Vorsorge & Rechtliches Nachwort Hilfreiche Adressen Liebe Leser*innen, Begleiter*innen, betroffene An- und Zugehörige, Pflege- und Betreuungskräfte, Hospizbegleiter*innen, ehrenamtliche und hauptamtliche Helfer*innen, seit ich mit Hochbetagten und Demenzbetroffenen und deren Wegbegleitern arbeite, werde ich nach einer Art Anleitung oder Leitfaden gefragt, denn plötzlich ist man mit vielen Fragen - inklusive der damit einhergehenden Emotionen - konfrontiert, zum Beispiel: Warum erkennt mich mein eigener Vater nicht mehr? Warum spielt Mutti wieder mit Puppen? Weshalb wird meine Mutter so aggressiv, wenn ich ihr doch nur helfen möchte? Warum spricht Vater plötzlich kein Deutsch mehr, sondern nur noch seine Muttersprache, die er seit vielen Jahren nicht mehr sprach? uvm. Unser kleiner Ratgeber vermittelt in kom-pakter Form die wichtigsten Informationen darüber, was es bedeutet, Demenz-Erkrankte zu begleiten, zu betreuen und zu pflegen. Sie erfahren, wo man Hilfe bekommt, wie Demenzerkrankungen verlaufen uvm. Vor allem möchte ich die Erkrankung auch greifbarer machen, damit Sie, liebe Leser, verstehen, wie es zu mancherlei schwierigen Verhaltensweisen und Konfliktsituationen kommen kann, bzw. wie man diese vermeidet, um das Leben der Betroffenen und deren Begleiter zu erleichtern. Denn neben der medikamentösen Behandlung und üblichen Therapien gibt es noch so viel mehr, was Sie für sich und Ihren Demenzbetroffenen tun können. Alles Liebe für Sie als Begleiter, denn sicherlich halten Sie dieses Büchlein nicht ohne Grund in Ihren Händen. - Sie übernehmen eine verantwortungsvolle und überaus anspruchsvolle Aufgabe und leisten tagtäglich sehr viel für die Demenz-Betroffenen und letztlich die ganze Gesellschaft, was nicht selbstverständlich ist! Ihre Marion Jettenberger marionjettenberger@gmail.com Demenz verstehen Ein großes Anliegen ist es mir, die Demenz greifbarer zu machen, ja mehr noch zu verstehen, wie sich der Betroffenen fühlt, warum er manchmal so schwierige Verhaltensweisen zeigt usw. Wir wissen alle nicht, wie es in dem Demenzbetroffenen aussieht, was er denkt, fühlt, welche Not er hat. Wir können es allenfalls durch Beobachtungen erahnen. Wir können uns jedoch immer wieder einfühlen und versuchen, die Welt mit seinen Augen zu sehen, in seinem Tempo zu gehen, denken und handeln. Genau dafür habe ich nachfolgende Empathie-Übungen entwickelt. So können wir Begleiter die Perspektive wechseln, uns in die Welt der demenziell veränderten Menschen begeben, um unsere Zu-Be-gleitenden besser in ihrer Welt zu erreichen und Rückschlüsse auf so manches Verhalten oder gar auf Phänomene der Demenzerkrankung ziehen zu können. Kommunikation & Umgang mit Betroffenen Mit fortschreitender Demenz werden auch der Umgang und die Kommunikation mit dem Erkrankten immer schwieriger. Deshalb nachfolgend einige Kommunikations- und Umgangs-Tipps: * Suchen Sie Blickkontakt auf Augenhöhe! * Nehmen Sie sich Zeit - begegnen Sie in Ruhe! * Sprechen Sie in einfachen, kurzen Sätzen! * Packen Sie nicht zu viele Informationen in einen Satz! * Begleiten Sie die Sprache mit Zeichen, Gestik und Mimik! Wiederholen Sie wichtige Informationen zeitnah! Mit validieren ist nichts anderes gemeint, als dem Menschen mit Demenz in einer wertschätzenden Haltung und Gesprächsführung zu begegnen. Ihm soll mit einer bejahenden, akzeptierenden, nicht korrigierenden Sprache und Haltung begegnet werden, welche die Bedürfnisse des Betroffenen zu verstehen und zu spie-geln versucht. Grundlage dafür sind 8 Grundsätze: 1. Alle Menschen sind einzigartig und müssen als Individuen behandelt werden. 2. Alle Menschen sind wertvoll, egal wie verwirrt sie sind oder wirken. 3. Alles hat einen Grund, auch das Verhalten des Erkrankten. 4. Ich kann von außen keine Verhaltensänderung erzwingen. Umgang mit schwierigen, herausfordernden Situationen Schwierigkeiten, die in der Begleitung, Betreuung und Pflege Demenzbetroffener auftreten, sind von Fall zu Fall verschieden. Sie werden bestimmt von der individuellen Persönlichkeit der betroffenen Person, von deren Lebensumständen so-wie des ebenso einzigartigen Begleiters / Pflegers - bei Angehörigen sogar zusätzlich von deren gemeinsamer Biografie - und vom Stadium der Krankheit. Genauso individuell müssen auch die Lösungen sein, es gibt nämlich nicht DEN einen Weg oder gar ein Patentrezept. Grundannahmen 1. Jedes Verhalten hat einen Sinn und ist Ausdruck von einem Bedürfnis. 2. Jedes Verhalten hat einen Auslöser und eine Geschichte.