Beschreibung
Ulrike Draesner hat die dreißig Hebel-Geschichten ausgewählt, die sie immer noch am meisten faszinieren - 'die spannendsten, widersprüchlichsten und berührendsten'. Und sie antwortet mit einem je eigenen Text, poetisch erhellend. Eine Dichterin unserer Tage, deren Phantasie und Wortkunst ihrem genauen Blick nicht nachstehen. Sie wirft neue Blicke auf diesen Erzähler aus einer vorfreudianischen Welt, für den ein Happy End jeweils noch möglich war. Sie scheut sich auch nicht, die Schatzkästchen Hebels als Zeichenmodelle zu verstehen. Und sie entdeckt das Beunruhigende darin, die wilderen Träume hinter der wohlanständigen Textur. Sichtbar wird dabei die fortwährende Modernität eines schlichtweg raffinierten Erzählers. 'Hebels Gespenster verdecken Absichten und weitere Geschichten. Sie sind Türen. Versprechen. Wunschträume der erzählerischen Welt.'
Autorenportrait
Der Autor Johann Peter Hebel (1760-1826), Lehrer, Schuldirektor und Prälat in Karlsruhe. Schon sein anonym erschienener Erstling ('Alemannische Gedichte') wurde von Goethe und Jean Paul besprochen. Vor allem mit den Kalendergeschichten ist Hebel seit 200 Jahren ein lebendiger Klassiker geblieben. Hesse, Canetti und Ernst Bloch rühmten ihn als Erzähler. Als DIE ZEIT ihren Kanon der 100 Bücher (ZEITBibliothek) erstellte, war auch Hebels 'Schatzkästlein' darunter. Die Autorin: Ulrike Draesner, 202 Jahre nach Hebel geboren, wechselte nach ihrem Münchner Studienbeginn (Jura) in Oxford zu Anglistik, Germanistik und Philosophie. Seit 1993 lebt die promovierte Literaturwissenschaftlerin als freie Schriftstellerin in Berlin. Sie ist gleichermaßen als Lyrikerin, Prosaautorin, Übersetzerin und Essayistin bekannt. Ulrike Draesner wurde mehrfach ausgezeichnet (zuletzt mit dem 'Droste-Preis' der Stadt Meersburg) und zu Poetik-Dozenturen eingeladen (2006 Bamberg, Wiesbaden 2009).