Beschreibung
Bei Bauarbeiten für ein neues Luxuswohnquartier in Fleurville werden verwitterte Kleidungsstücke gefunden. Gehören sie einem der 'Marmormänner'? Dieser über 40 Jahre alte Cold Case ist in der Kleinstadt inzwischen zu einer Legende geworden. 1970 war in einem ölverschmierten Drainageschacht einer Baustelle die nackte, durch das Öl wie marmorierte Leiche eines Mannes gefunden worden, drei weitere Männer wurden kurze Zeit später als vermisst gemeldet. Sie wurden nie gefunden, auch kein Täter. Doch dieses Mal nimmt sich Marie Grenier von der Spurensicherung des Falls an und rückt den von vielen Legenden überwucherten Fakten systematisch zu Leibe. Gleichzeitig soll der träge Sergeant Ohayon einen Vater finden, der versucht hat, seine kleine Tochter bei der Tagesmutter zu entführen. Zuerst scheint das Routine, doch dann verschwindet auch die Mutter des Mädchens, und Ohayon stößt auf ein merkwürdiges Beziehungsgeflecht, in dem die Opfer die Täter zu decken scheinen und unerwartete Parallelen zu den 'Marmormännern' auftauchen. Das aus Wittekindts letztem Roman Schneeschwestern bekannte Ermittlerteam um Kommissar Roland Colbert löst hier zwei miteinander verwobene Fälle.
Autorenportrait
Matthias Wittekindt wurde 1958 in Bonn geboren. Nach dem Studium der Architektur und Religionsphilosophie arbeitete er in Berlin und London als Architekt. Es folgten einige Jahre als Theaterregisseur. Seit 2000 ist er als freier Autor tätig, schreibt u.a. Radio-Tatorte für den NDR. Für seine Hörspiele, Fernseh-Dokumentationen und Theaterstücke wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 2004 erschien sein Roman Sog (Eichborn Berlin), 2011 folgte der Kriminalroman Schneeschwestern (Nautilus). Wittekindt hat eine Tochter und lebt in Berlin.
Leseprobe
'Noch nicht! Wartet!' Gustave Bantoux muss gegen das Dröhnen der Aggregate anschreien. 'Aus!' Er macht mit der Hand eine Bewegung, als würde er sich selbst die Kehle durchschneiden, und wird verstanden. Der Motor des Baggers stirbt ab. Es ist inzwischen dunkel geworden und das Licht unter den Lampen bildet einen scharf abgegrenzten geometrischen Körper, der aus sich heraus leuchtet. Der Effekt wird durch den Regen gesteigert, der mit einer Intensität und Dichte fällt, einer Methodik der Natur, die keinen Gedanken an Veränderung zulässt. Das leuchtende Volumen, der apokalyptische Regen und die lauten Motoren der Stromaggregate hätten wenig Bedeutung ohne die Blicke der Männer. Die starren, wie sie es vor langer Zeit beim Anblick einer Erscheinung getan hätten, einer Madonna zum Beispiel. Aber es liegt nicht am Licht, dass sie starren. Die Männer sind solche Anblicke gewohnt. Selbst Beton gießen sie bei Nacht und im Regen. Nein, es liegt an der Frau, die dort im Licht auf einem Hügel aus Lehm steht und Anweisungen gibt. Die Frau beherrscht alles.