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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783887472993
Sprache: Deutsch
Umfang: 176 S.
Format (T/L/B): 1.9 x 22 x 14.8 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

In Mapple-Bluff, einem reichen, überwiegend von Weißen bewohnten Vorort von Madison/Wisconsin, wird eine blonde Frau auf der Veranda eines Hauses tot aufgefunden, das ein Schwarzer, ein Professor aus Kenia, bewohnt. Ishmael, Kommissar der Polizei von Madison, ermittelt. Der zunächst verdächtige Afrikaner hat ein Alibi, vor allem aber stellt sich heraus, dass er einer der Helden im Kampf gegen den Völkermord in Ruanda war und Hunderte vor dem Tod bewahrt hat.Der Fall nimmt Fahrt auf, als der Kommissar einen Anruf bekommt: Die Aufklärung der Falls sei nur in Afrika zu finden. Er fliegt nach Nairobi und wird dort, als Schwarzer aus den reichen USA kommend, als 'weißer Mann' begrüßt. In der Folge entwickelt sich eine heiße Jagd nach den Hintergründen des Mordes und vor allem nach den kriminellen Strukturen einer Hilfsorganisation für Ruanda. Der Kommissar erlebt die tagtägliche Gewalt und Korruption in Afrika und staunt über seine Kollegen, die immer zuerst schießen und dann erst fragen. Tatsächlich findet er den Täter, der aber alle Zeugen beseitigt hat -, deswegen beschließt der Kommissar, zurückgekehrt in die USA, die Sache auf eigene Faust zu Ende zu bringen.Dieser Roman hält seine Leser in hoher Spannung, liefert ihnen aber fast beiläufig Einsichten in gesellschaftliche Zustände in Amerika wie in Afrika. Aus dieser verschränkten und deswegen überraschenden Perspektive kann man natürlich nur schreiben, wenn man, wie der Autor, in beiden Welten zu Hause und gleichzeitig fremd ist. Insofern ist das Buch ein doppelter Glücksfall.

Leseprobe

Eine schöne Blonde war tot, und der Verdächtige, mein Verdächtiger, war ein Afrikaner. Ich war auf dem Weg nach Afrika auf der Suche nach seiner Vergangenheit. Je nachdem, was ich rausfand, wäre er geliefert oder ein freier Mann. Wie Sie sich denken können, war die Sache ziemlich dringend. Wie oft hatte ich über Afrika nachgedacht? Nicht sehr oft, fürchte ich. Ja, ich wusste was von Afrika. Schließlich war es das Land meiner Vorfahren; ein Land, nach dem ich mich irgendwie sehnte, ohne wirklich dahin gehören zu wollen. Ich könnte es auch so sagen: Die amerikanische Seite in mir hielt es für das Land der Kriege, des Hungers, der Krankheiten und des Drecks, auf der anderen Seite war es meine schwarze Haut, die mich dorthin zog. Wie oft also hatte ich an Afrika gedacht? Nicht oft, nicht wirklich. Trotzdem war es eigenartig, dass ich mich jetzt, im Flugzeug auf dem Weg nach Afrika, von Weißen geradezu umzingelt fühlte: die Passagiere, die Kabinencrew, die Piloten. Es war Anfang Mai, und, wie ich aus Gesprächen um mich herum mitbekam, waren meine Mitreisenden Geschäftsleute, Touristen und Jäger aus Texas. Das Übliche, vermutete ich. Ich schaute nach draußen, sah den Vollmond auf der Spitze der Tragfläche schweben, und mit kindlicher Phantasie konnte man sich vorstellen, er hätte sich gerade einen Freiflug besorgt. Wir flogen so, mit dem Mond auf dem Flügel, eine ganze Weile, bis uns der Pilot in jenem einwandfreien englischen Akzent, den wir alle mit absoluter Effizienz verbinden, die bevorstehende Landung ankündigte. Der Mond hüpfte in den Himmel zurück, als wir die Wolken durchstießen, und unten erblickte ich eine Insel voller Lichter, umgeben von absoluter Dunkelheit. Dann landeten wir und alle klatschten. Ich war müde und leicht angetrunken von dem zweiten Budweiser, das die Crew mir angeboten hatte, und so, ein bisschen beschwipst, betrat ich zum ersten Mal Afrika. Am Zoll zeigte ich kurz meinen Pass und den Dienstausweis. Der Beamte schenkte nicht einmal meinem Waffenschein einen zweiten Blick, schüttelte nur seinen Kopf und sagte: 'Ihr Amerikaner, Ihr seid vernarrt in Eure Waffen, eh?' Dann winkte er mich durch. Ich hatte nichts dabei außer dem Handgepäck, und so fand ich mich sehr schnell außerhalb des Flughafens auf einer Art Markt wieder - einem schreienden, hektischen Pulk von Menschen, die Zeitungen, Telefonkarten und sogar gekochte Eier verkauften. Mit einem Mal war ich von Schwarzen umzingelt, und gerade aus dem Flugzeug voller Weißer gestiegen, fühlte ich gleichzeitig Erleichterung und Panik - als ob ich in einem Tarnanzug steckte, allerdings einem sehr schlechten Tarnanzug, denn mit meinen ein Meter zweiundneunzig und zweihundert Pfund überragte ich alle wie ein Turm. Die Leute hier waren klein und schlank, und ich fühlte mich maßlos schwer, als hätte ich einige Körperteile zuviel. Doch es waren nicht die Menschen, die mich wie angewurzelt stehen ließen, es war die Hitze. Eine Hitze, die einen heißen Sommertag in New Orleans wie einen milden Frühlingstag aussehen ließ. Feucht, schwer und salzig, eben die Nairobi-Hitze. Ein Taxifahrer in dreckigen weißen Hosen griff nach meinem Rucksack und kreischte: 'Mzunga, mzunga, guter Tarif für Touristen', aber ich hielt meine Sachen eisern fest. Ich konnte kaum Kiswahili, aber aus dem Reiseführer, in dem ich während des Flugs geblättert hatte, wusste ich, dass er mich Weißer Mann genannt hatte. Eine merkwürdige Ironie, dass ich, ein afrikanischer Amerikaner, ein schwarzer Amerikaner, in Afrika Weißer Mann gerufen wurde, aber ich machte mir nichts draus, lachte bloß und schob ihn höflich zur Seite. Ich hätte ihm sagen sollen, dass ich nicht hier war, um Löwen oder Giraffen zu sehen, dachte ich noch, als ich mich durch die Menge kämpfte und alle möglichen Versuche abwehrte, mich in dieses oder jenes Taxi zu locken, bis ich eine tiefe Stimme meinen Namen rufen hörte: 'Ishmael!' Als ich mich suchend nach der Stimme umdrehte, stand ich dicht vor dem schwärzesten Menschen