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Am Fuß der Mauer

Widerstand und Gefängnis (1942-1954)

Erschienen am 04.05.2010
19,50 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783868410334
Sprache: Deutsch
Umfang: 493 S., 7 Illustr.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Jeden Augenblick erwartete ich den tödlichen Moment, doch meine Mörder fanden scheinbar keinen geeigneten Ort und gingen weiter. Keiner sprach. Nur Stille, Sterne und der Mond und das Gras, auf das wir traten. Sonst nichts. Plötzlich wurde mir signalisiert, in die Knie zu gehen. Sie zwangen mich dazu. Ich kniete mich hin. Ich sah den Mond an und wartete ab. In meinem Nacken spürte ich den Lauf einer Pistole, die Kugel im Patronenlager und. Neben "Feigenkakteen und Skorpione" (1921-1939), "Anarchist mit Don Quichottes Idea-len" (1936-1939) und "Im Nebel der Niederlage" (1939-1942) ist "Am Fuß der Mauer"(1942-1954) der letzte Band von Abel Paz Biographie.

Autorenportrait

Abel Paz Geboren wurde Abel Paz 1921 in Almería. 1934 trat er der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT bei und arbeitete als Lehrling in einer Textilfabrik. Als er 15 Jahre alt war, begann der spanische Bürgerkrieg. Abel Paz erlebte den Sommer der Anarchie sowie den Bürgerkrieg auf Seiten der CNT und der FAI. Er kämpfte gegen das Franco-Regime und für die Soziale Revolution. Nach dem Sieg der Faschisten flüchtete er 1939 vor den Truppen General Francos nach Frankreich. Dort wurde er mit anderen antifaschistischen SpanienkämpferInnen in verschiedenen Lagern interniert. Nach dem Einmarsch der deutschen faschistischen Armee in Frankreich kehrte Abel Paz 1942 nach Spanien zurück, um dort im Untergrund gegen das Franco-Regime zu kämpfen. Im Dezember 1942 wurde er verhaftet und bis 1953 inhaftiert. Abel Paz starb am 13. April 2009 um vier Uhr nachmittags in Barcelona. Er ist dort auf dem Friedhof "Tanatorio de Sancho de Avila" beigesetzt.

Leseprobe

Vorwort Bisher habe ich noch nie ein Vorwort zu einem Buch geschrieben. Doch dieses Mal tue ich es, weil mir ein Freund seine Hände um die Kehle legt: wenn ich nicht nachgebe, ersticke ich, und weil mir kein anderer Ausweg bleibt, bin ich hier und schreibe das Vorwort für meinen Freund Ricardo Santany. Ricardo Santany1 lernte ich im Jahre 1942 im Modelo-Gefängnis von Barcelona kennen, und es war an mir, ihm als Schatten, der an seinem Körper klebte, die zehn Jahre zu folgen, die ich von Gefängnis zu Gefängnis durch das franquistische Paradies ging. Wir hatten sogar das Glück, gemeinsam aus der Gefängnisheilanstalt für Tuberkulose-Kranke in Cuellar (Segovia) in die Freiheit entlassen zu werden. Zusammen wurden wir im April 1952 nach Porcuna, ein Dorf bei Jaén, verbannt. Da es uns unmöglich war, in diesem Dorf zu leben, wussten wir uns zu helfen, dass die "Junta de Libertad Vigilada", die Bewährungsstelle, uns einen Umzug nach Barcelona genehmigte, ein Ort, an dem wir dachten, unser Leben als ehemalige Gefangene organisieren zu können, was sich uns ebenfalls als unmöglich erwies, und so mussten wir einen Beschluss fassen: Abstand zwischen uns und dem Franquismus zu gewinnen. Doch mein Freund antwortete, dickköpfig wie er ist, als ich ihm vorschlug, nach Frankreich ins Exil zu gehen, da er aus dem Nichts gekommen sei, würde er sich wieder ins Nichts auflösen. Ich ließ ihn zurück und ging ins Exil. Es war das Jahr 1954 und seitdem habe ich bis heute nichts mehr von meinem Freund Ricardo Santany gehört. Oft habe ich an ihn gedacht (wie könnte man auch einen Freund vergessen, der einem wie ein Schatten gewesen ist?), doch ich bekam von ihm direkt nicht das geringste Lebenszeichen. Indirekt erfuhr ich, dass er im Jahr 1956 verurteilt worden war, Urheber des Aufbaus einer klandestinen Druckerei in Barcelona zu sein, in der die Zeitungen "Solidaridad Obrera"2 und "CNT"3 gedruckt wurden. Doch sonst nichts von ihm. Ich dachte, er wäre gestorben. Aber so war es nicht. Hier steht er vor mir, quicklebendig und putzmunter. Sein Besuch verpasste mir einen Stromschlag. Die ganze Vergangenheit wurde wieder präsent. Hier ist er, er sitzt mit mir am selben Tisch mit seiner ewigen Zigarette zwischen den Lippen und dem Glas Wein bei der Hand. Er starrt mich an. Auf dem Tisch liegt ein umfangreiches, in Zeitungspapier eingewickeltes Paket. Er sieht mich weiter ironisch an und sagt schließlich: "Was hast du denn geglaubt? Dass ich tot bin? Du wusstest doch zur Genüge, dass ich nicht hätte sterben können, ohne dass du es mitbekommen hättest. Wir sind Zwillingsbrüder, soweit der eine auch weg wäre, würde der andere doch den tödlichen Schlag ebenfalls mitbekommen." "Aber, verdammt noch mal! Warum hast du denn bisher nichts von dir hören lassen?" Er sieht mich immer noch genauso an, mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen. Ich halte seinen Blick nicht aus, denn er gleicht so sehr dem meinen, dass ich glaube, mich selbst zu sehen. Wenn man immer sich selbst sieht, macht einen das wütend. Und so fühle ich mich auch, wütend. Er antwortet mir: "Ich habe mich im Nebel aufgelöst. Ich bin in den Untergrund der Nichtexistenz abgetaucht. Ha! Ha! Du weißt nicht, wie gut man in der Nichtexistenz lebt. Wenn man existiert, ohne zu existieren, kann einem niemand die Hand auf die Schulter legen. Verstehst du? Dank dieser Situation konnte ich 1954 eine klandestine Druckerei aufbauen, und als die Polizei sie 1956 entdeckte, zack!, schlüpfte ich ihnen durch die Finger. Ich bin immateriell. Ich existiere nicht; und doch gibt es mich. Seitdem wir uns 1954 getrennt haben, war mein Kampf der Kampf des Geistes gegen die Materie." Nervös hörte ich mir seinen Sermon an, denn alles, was er mir erzählte, stimmte natürlich; mein Freund war ein Gespenst. Doch trotz allem war er hier, sah mich ironisch an, mit seiner Zigarette, dieses Mal zwischen den Fingern, und an seinen Lippen das Glas Wein, das er Schluck für Schluck leerte, und das auch noch elegant. "Gu

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