Beschreibung
Glaube versteht sich nicht von selbst. Man kann jede Menge kritische Fragen stellen. Matthias Clausen zeigt, dass es auf skeptische Fragen auch gute Antworten gibt, dass sich Glaube zwar nicht beweisen, aber sehr gut begründen lässt. Und dass der Glaube uns hilft, das Leben und uns selbst besser zu verstehen. Ein spiritueller Appetithappen für die Generation Facebook: unterhaltsam, kulturell aktuell, in unverbrauchter Sprache und zugleich theologisch durchdacht.
Autorenportrait
Matthias Clausen Jg. 1972, ist Professor für Evangelisation und Apologetik an der Ev. Hochschule Tabor in Marburg. Darüber hinaus engagiert er sich als Hochschulevangelist und ist Teil des 5er-Redner-Teams von ProChrist. Matthias Clausen ist verheiratet und hat drei kleine Kinder.
Leseprobe
Ich leiste, also bin ich? Über Leistung und Identität Bestimmt ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass man die großen Lebensfragen relativ leicht beantworten kann. Die großen Lebensfragen, so sagen es wichtige Philosophen, lauten: Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Wenn ich in einer Stadt einen Vortrag halte und mit diesen vier klassischen Fragen einsteige, ist die Antwort in meinem Fall relativ leicht. Wo komme ich her? - Aus Marburg, da wohne ich seit einiger Zeit. Wo gehe ich hin? - Wieder zurück nach Marburg. Was soll ich tun? - Jetzt hier einen Vortrag halten. Was darf ich hoffen? - Dass das, was ich sage, einigermaßen Sinn macht. Damit sind die Fragen beantwortet. (Das war natürlich nur ein Scherz.) Was will ich damit sagen? Möglicherweise haben wir uns daran gewöhnt, die großen, existenziellen Fragen an das Leben nicht mehr ernsthaft zu stellen - auch und gerade die Frage "Wer bin ich eigentlich?". Bin ich wirklich nur das, was ich leiste? Bin ich nur das wert, was andere in mir sehen, bin ich nur so viel wert, wie meine Noten, mein gesellschaftlicher Status, mein Gehaltszettel aussagen? Wer bin ich eigentlich wirklich? Ich vermute, dass wir uns diese Frage relativ selten ernsthaft stellen. Das hängt damit zusammen, dass es in unserem Alltag meistens dringendere Fragen gibt, die zunächst einmal beantwortet werden müssen. Wenn man zum Beispiel umzieht oder die Stelle wechselt, stehen oft sehr praktische Fragen im Vordergrund: Wo ist der nächste Supermarkt? Wo gibt es in diesem Büro eine Kaffeemaschine? Wo ist das WC? Wo kann ich den Müll entsorgen? Was muss ich wie und bis wann erledigen? In den täglichen Anforderungen rücken existenzielle Fragen meistens in den Hintergrund. Das ist verständlich und ganz normal. Ein anderer Grund für unsere Distanz zu tiefer gehenden Fragen scheint mir folgender zu sein: Kann es nicht sein, dass wir zu einer Generation gehören, die skeptisch geworden ist gegenüber den Antworten, die man auf diese großen Fragen geben kann - Antworten, welche die Philosophien, die verschiedenen Ideologien und auch die Religionen geben? Und wenn wir diese Antworten hören, sagt in uns eine Stimme: "Einen Moment bitte, wir sollten nichts überstürzen. Jetzt ziehen wir erst einmal zehn ab, teilen das Ganze durch Zwanzig und schauen dann, was übrig bleibt und ob es im Alltag umsetzbar ist." Wir sind skeptisch geworden. Das ist ein typisches Merkmal unserer Zeit. Trotzdem bin ich dafür, die großen, existenziellen Fragen zu stellen: Wer bin ich? Was macht mich eigentlich aus? Bin ich nur das wert, was ich leiste, oder was macht meinen Wert aus? Ich bin zum einen deswegen dafür, diese Fragen zu stellen - weil wir es können. Als Menschen sind wir dazu in der Lage, zu unserem eigenen Leben sozusagen einen Schritt auf Distanz zu gehen, unser eigenes Leben von außen anzuschauen und uns zu fragen: "Was genau lebe ich da eigentlich? Welchen Wert hat mein Leben und wie drücke ich diesen Wert durch die Art und Weise, wie ich lebe, aus?" Es mag altmodisch klingen, aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es zu unserer Würde als Mensch gehört, uns solche Fragen stellen zu können. Deswegen sollten wir uns diesen Luxus hin und wieder gönnen. Es ist tatsächlich ein Luxus, weil wir in einer Zeit leben, in der wir ständig von so einer Art Hintergrundrauschen umgeben sind. Ständig lenkt uns irgendetwas davon ab, uns einmal ehrlich den ernsthaften Fragen zu stellen. Deswegen möchte ich gleich zu Beginn dieses Kapitels eine Empfehlung aussprechen: Wenn Sie irgendwann in den nächsten Tagen Zeit haben, setzen Sie sich einmal zu Hause hin, schließen Sie die Tür hinter sich und versuchen Sie, für eine kurze Zeit alles abzuschalten. Gehen Sie mit Ihrem Laptop, Ihrem Handy, Ihrem Tablet offline. Stellen Sie die Stereoanlage aus, die Mikrowelle, den Backofen, die Waschmaschine, den Staubsauger. Einfach einmal alles abschalten, hinsetzen, und wenn es n