Beschreibung
Vor Kant, Schiller und Gautier und radikaler als sie formulierte Karl Philipp Moritz die ästhetische Autonomie: Was schön ist, muss nicht auch noch nützlich sein. Und was nicht nützlich ist, ist oft allein deshalb schön. Der Band versammelt alle wichtigen Schriften Moritz zum Thema und erlaubt es so, die Entwicklung des Gedankens leicht nachzuvollziehen. Nebenbei erweist sich, dass die angeblich so unpolitische und unhistorische Autonomieästhetik eng mit der Entstehung des kapitalistischen Kulturbetriebs verbunden ist. Denn Moritz war keineswegs ein ätherischer Schöngeist, sondern ein aus Not viel zu viel schreibender Journalist, eine gelehrte Honorarkraft, ein Herausgeber von Zeitschriften, ein eiliger Verfasser von Ratgebern und Reiseführern, Grammatiken und Kinderbüchern. Ein abhängiger Kulturarbeiter entwarf die unabhängige Kunst. Der Band enthält: 'Versuch einer Vereinigung aller schönen Künste und Wissenschaften unter dem Begriff des in sich selbst Vollendeten' (1785), 'Das Edelste in der Natur' (1786), 'Über die bildende Nachahmung des Schönen' (1788), 'Die Signatur des Schönen' (1788/89), 'Die metaphysische Schönheitslinie' (1793) sowie ein ausführliches Nachwort des Herausgebers nebst Bibliografie.
Autorenportrait
Karl Philipp Moritz, 1756-1793, war lange Zeit nur als der Autor eines der ersten psychologischen Romane der Weltliteratur bekannt, Anton Reiser. In den letzten 20 Jahren finden auch seine Schriften zur Mythologie, zur Sprachwissenschaft und vor allem zur Ästhetik mehr und mehr Beachtung. Moritz steht heute vor uns als einer der vielseitigsten und interessantesten Köpfe der Klassik und frühen Romantik. Stefan Ripplinger, 1962 geboren, ist Journalist und Essayist; zahlreiche Veröffentlichungen zu Literatur, Kunst und Kino. Zuletzt: Auch. Aufsätze zur Literatur (2006). I can see now. Blindheit im Kino (2008).