Beschreibung
Brandts Bericht über den Nürnberger Prozess ist eine Verteidigungsschrift für die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung gegen die Vorurteile des Auslands, alle Deutschen seien Nazis. Brandt beschreibt voller Mitgefühl das Leben der Deutschen im harten Winter 1945/46, ihre Zukunftshoff-nungen und ihre Visionen. "Forbrytere og andre tyskere" erschien 1946 in Oslo und Stockholm und liegt nun erstmals in deutscher Sprache vor. Den Kriegsverbrecherprozess hielt Brandt für eine Notwendigkeit, um die Herrschaft der Nationalsozialisten - das düsterste Kapitel deutscher Geschichte - aufzuarbeiten. Er unterschied dabei zwischen politischer Verantwortung, die alle Deutschen im Dritten Reich trifft, und individueller Schuld, die gerichtlich festgestellt werden muss. Er war entschieden dagegen, alle Deutschen zu Verbrechern zu stempeln und bedauerte, dass die Siegermächte in Nürnberg keine deutschen Richter zugelassen haben, um die nationalsozialistischen Verbrecher im Namen des deutschen Volkes zur Rechenschaft ziehen zu können. "Verbrecher und andere Deutsche" ist ein Buch, das "durch Vielseitigkeit, strenge Sachlichkeit und nüchterne Objektivität" besticht (Expressen, Stockholm 1946).
Autorenportrait
Einhart Lorenz geb. 1940, Professor für moderne Geschichte an der Universität Oslo. Forschungs- und Publikationsschwerpunkte: Arbeiterbewegung, Antisemitismus, Exil, Willy Brandt. Träger des Willy-Brandt-Preises 2003. Willy Brandt geb. 1913 in Lübeck, gest. 1992 in Unkel/Rhein, Nazigegner und Publizist im norwegischen und schwedischen Exil (1933-1947), Regierender Bürgermeister von Berlin (1957-1966), SPD-Vorsitzender (1964-1987), Bundeskanzler (1969-1974) und Präsident der Sozialistischen Internationale (1976-1992), Vorsitzender der Nord-Süd-Kommission (1977-1983). Träger des Friedensnobelpreises 1971.