Beschreibung
Seit den Untersuchungen zu den Preußenreisen des westeuropäischen Adels, dem großen Thema seiner Habilitationsschrift, deren erster und zweiter Teil 1989 und 1995 erschienen sind, bildet das adlige Reisen mit all seinen Varianten eines jener Forschungsfelder, die Werner Paravicini anhaltend beschäftigen. Von dieser intensiven Forschungstätigkeit zeugt nun nach den "Menschen am Hof", "Edelleute und Kaufleute" und den "Studien zum adligen Leben" auch der vorliegende vierte Band mit ausgewählten Aufsätzen zum Thema. Dabei werden einst veröffentlichte Texte nicht nur erneut publiziert, sondern in einer thematisch orientierten Zusammenstellung als Einheit präsentiert, versehen mit einem chronologischen Verzeichnis der Reisedokumente, zudem überarbeitet und übersetzt (Konrad von Scharnachtal) sowie mit in Anhängen edierten Texten versehen (Konrad von Scharnachtal, Leo von Rozmitál). Umfangreiche Nachträge bieten den aktuellen Forschungsstand. Erneut wird deutlich, dass es stets der Mensch ist, der im Mittelpunkt der die alteuropäischen Horizonte abschreitenden Arbeiten steht, ob es sich um die italienischen Albizzi, den Kastilier Alfonso Mudarra, den Berner Konrad von Scharnachtal oder etwa den schwäbischen Ritter Georg von Ehingen handelt, dessen Wappenscheibe auch den Titel des Bandes schmückt. Diese Annäherungen an den Menschen erfolgen auf vielerlei Weise und beziehen sich mitnichten nur auf die schriftliche Überlieferung, sondern folgen auch heraldischen, bildlichen oder materiellen Spuren. Handwerkliches Können, hilfswissenschaftliche Fertigkeit, vielsprachige Kompetenz und sprachliches Niveau finden dabei in Paravicinis Texten zu einer individuell-unverwechselbaren Darstellungsform, die bleibenden Erkenntnisgewinn mit eindrücklichem Lesevergnügen verbindet.
Autorenportrait
Werner Paravicini, geboren 1942 in Berlin, ausgebildet in Berlin (FU), Göttingen, Freiburg i.Br., Löwen und Mannheim (dort Promotion 1970 bei Karl Ferdinand Werner, Habilitation 1982), war von 1970 bis 1984 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Paris, von 1984 bis 1993 Professor für Mittlere und Neuere Geschichte und historische Hilfswissenschaften in Kiel und leitete von 1993 bis 2007 das Pariser Institut. Seit 2004 ist er Honorarprofessor in Kiel. Er arbeitet über Hof und Adel im späten Mittelalter, die Herzöge von Bur-gund, die Hanse in Westeuropa und den Deutschen Orden im 14. und 15. Jahr-hundert. Die Académie Royale de Belgique in Brüssel, die Académie des In-scriptions et Belles-Lettres in Paris, die Historische Kommission bei der Bayeri-schen Akademie der Wissenschaften haben ihn zum Mitglied gewählt. Als korres-pondierendes Mitglied der Göttinger Akademie leitete er von 1990 bis 2011 bis zum Projektabschluss deren "Residenzen-Kommission" und war im Anschluss bis 2014 Vorsitzender, seitdem ist er stellvertretender Vorsitzender der Leitungs-kommission des Nachfolgeprojekts "Residenzstädte im Alten Reich (1300-1800). Urbanität im integrativen und konkurrierenden Beziehungsgefüge von Herrschaft und Gemeinde". - Wichtigste Veröffentlichungen: Guy de Brimeu (1975); Die Preußenreisen des europäischen Adels I (1989), II (1995); Die Wahrheit der Historiker (2010); Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters (32011); Aufsatzbände I-III (2002, 2007, 2012); Colleoni und Karl der Kühne (2014); zahlreiche Editionen und Sammelbände. Jan Hirschbiegel, geb. 1959, Studium der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte und Volkskunde in Kiel. Magisterexamen 1993, Promotion 1998, Habilitation 2011, seit 2016 apl. Professur an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. - 1995-2011 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Kieler Arbeitsstelle der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, seit 2012 Arbeitsstellenleiter des Akademieprojekts "Residenzstädte im Alten Reich". - Interessengebiete: Reiseberichte des späten Mittelalters; Theorie, Kultur-, und Sozialgeschichte des Hofes; Mentalitätsgeschichte des Adels; Residenz- und Residenzstadtforschung. - Monographien: Étrennes. Untersuchungen zum höfischen Geschenkverkehr im spätmittelalterlichen Frankreich der Zeit König Karls VI. (1380-1422), München 2003 (Pariser Historische Studien, 60); Nahbeziehungen bei Hof - Manifestationen des Vertrauens. Karrieren in reichsfürstlichen Diensten am Ende des Mittelalters, Köln u.a. 2015 (Norm und Struktur, 44). Harm von Seggern, geb. 1964 in Oldenburg i.O., Studium der Mittleren und Neueren, Geschichte, Alten Geschichte und Geographie in Kiel und Trier, Forschungsaufenthalte in den Niederlanden, Magister 1993 in Kiel, Promotion 1999 in Trier, 1996-2006 wiss. Mitarbeiter und Assistent am Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in Kiel, 2005/06 Habilitation in Kiel, 2008 bis 2012 Akad. Rat a.Z. und Lehrstuhlvertreter, seit 2012 wiss. Mitarbeiter im Akademieprojekt "Residenzstädte im Alten Reich 1300-1800". - Interessensgebiete: Kultur- und Sozialgeschichte des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, insbesondere der Niederlande, Geschichte der Niederlande, Geschichte der Hanse, Theoriefragen der Geschichtswissenschaft. - Monographien: Herrschermedien im Spätmittelalter. Studien zur Informationsübermittlung im burgundischen Staat unter Karl dem Kühnen, Ostfildern 2003 (Kieler Historische Studien, 41); Quellenkunde als Methode. Zum Aussagewert der Lübecker Niederstadtbücher des endenden 15. Jahrhunderts, Köln u.a. 2016 (Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte. NF 72).