Beschreibung
Afrika ist die Wiege der Menschheit. Doch eine kompakte Geschichte des geheimnisvollen Kontinents gab es bislang nicht. Afrika - der schwarze Kontinent? Keineswegs! Afrika ist bunt, vielfältig und uralt. Hier waren die ersten Menschen beheimatet, die später in alle Welt zogen. Nirgends reicht unsere Geschichte weiter in der Zeit zurück als in Afrika. Die 'Kurze Geschichte des Alten Afrikas' setzt darum auch mit der Geburt des Menschen in Afrika ein und stellt frühe afrikanische Zivilisationen vor. Arno Sonderegger thematisiert kenntnisreich und kurzweilig die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Diversifizierungsprozesse der letzten 100 000 Jahre afrikanischer Geschichte: die fortlaufende Besiedlung verschiedener Räume des Kontinents, das Wechselspiel zwischen aneignenden und produzierenden Wirtschaftsweisen, die Herausbildung verschiedener Formen von sozialer Komplexität. Der Band räumt so auch mit dem Mythos der Geschichtslosigkeit Afrikas auf und präsentiert Gesellschaften und Reiche, die dem in der eurozentrischen Geschichtsschreibung aufgewachsenen Leser größtenteils noch unbekannt sein werden. Kompakt und schlüssig werden alle Aspekte der Geschichte Afrikas von den Anfängen bis 1600 dargestellt.
Autorenportrait
Arno Sonderegger (geb. 1974) ist seit 2010 Senior Lecturer für afrikanische Geschichte und Gesellschaften am Institut für Afrikawissenschaften der Universität Wien. 2012 und 2013 vertrat er den Lehrstuhl für Geschichte Afrikas am Seminar für Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Schwerpunktmäßig befasst er sich in Forschung und Lehre mit der afrikanischen Geschichte seit 1500 und ihren globalen Verflechtungen, mit historischer Rassismus-Forschung und Wissenschaftsgeschichte.
Leseprobe
EINLEITUNG Afrika ist riesig. Der Kontinent erstreckt sich über 30221532 Quadratkilometer. Das entspricht zirka 22 Prozent der globalen Landfläche. Heute leben dort mehr als eine Milliarde Menschen. Doch das war nicht immer so. Obwohl Afrika die ersten Menschen beheimatete und insofern der historisch älteste Kontinent ist - jener Ort, an dem die menschliche Geschichte so weit in der Zeit zurückreicht wie nirgendwo sonst - war er die meiste Zeit über verhältnismäßig dünn besiedelt. Afrikas Naturräume sind äußerst vielfältig und variieren enorm, seine Umwelt ist stark diversifiziert. Der Nil, der Niger und der Kongo sowie zahlreiche kleinere Ströme und Flüsse ziehen ein Netz an Wasseradern über den Kontinent. Eine Vielzahl an großen Seen findet sich auf ihm, besonders dicht im ostafrikanischen Großraum; viele Seen und Flüsse sind im Verlauf der Austrocknung der Sahara verschwunden oder, wie der Tschadsee, stark geschrumpft. Klimatisch weist Afrika alle denkbaren Extreme auf, aber auch gemäßigte Zonen. Einige der heißesten Plätze der Erde befinden sich in Afrika (die Wüsten Sahara, Namib und Kalahari). Es gibt aber auch kühlere Regionen wie die Gebirge von Marokko (Atlas) bis Südafrika (Drakensberge), kühle Hochländer in Nordost-, Ost- und Südafrika, gelegentliche bergige Erhebungen in Westafrika; und auf den vulkanischen afrikanischen Hochgebirgen (Kilimandscharo, 5895 m; Kirinyaga / Mount-Kenya-Massiv, 5199 m; Ruwenzori, 5109 m) thronen gar Gletscher. Auch die Vegetationsformen Afrikas sind überaus vielfältig. Man findet Regenwälder und trockene Savannengrasländer vor, offenes Waldland und mediterrane Vegetation, Steppen mit hohem und mit kurzem Graswuchs, Dornbuschland und Wüstensträucher. Es gibt tief in die Landschaft einschneidende Flusstäler und ausgedehnte Hochplateaus, Wüsten verschiedener Größe und Art (Sand-, Kies-, Stein-, Fels-, Salzwüsten), Oasen und gigantische Binnenseen, verästelte Flussdeltas, Lagunen und Mangrovenküsten. Man findet Strände, an denen sich die Wellen des Atlantiks stürmisch brechen, und sanfte sandige Strände, von denen ostafrikanische Fischerboote auf den Indischen Ozean hinaussegeln. Wie diese impressionistische Zeichnung der variierenden Umwelten Afrikas hoffentlich deutlich macht, gibt es in Afrika gleichsam nichts, das man dort nicht finden könnte. Seine Umweltdiversität ist enorm. Eine beliebte Methode, die Klima- und Vegetationszonen Afrikas überblicksmäßig darzustellen, besteht darin, sie auf einer Karte von Nord nach Süd folgendermaßen einzuschreiben: Mediterranes Klima (Nordafrika), Wüste, Trockensavanne, Regenwaldzone (Mittelafrika), Savanne, Waldland (Südöstliches Zentralafrika), Mediterranes Klima (Südafrika). Zu beachten ist dabei allerdings, dass dies eine äußerst grobe Vereinfachung ist und es oft innerhalb dieser so großzügig kartographierten Zonen diverse Mikroklimata gibt, die für lokal gänzlich andersgeartete Verhältnisse sorgen. Außerdem fließen diese großen Zonen bruchlos ineinander über, was seinerseits die Zahl der verschiedenen real herrschenden Umweltbedingungen weiter erhöht. Schließlich ist noch zu bedenken, dass afrikanische Umwelten, wie andere ökologische Systeme auch, ständigem Wandel unterliegen und sich daher, gerade im Lauf der hier betrachteten langen Zeiträume, mitunter gravierend geändert haben.