Beschreibung
Der Dichter Hölderlin wurde von seinen Freunden Hegel und Schelling als Philosoph von gleichem Rang anerkannt. Hölderlin gelangte während eines Aufenthalts von einem halben Jahr an der Universität Jena zu einer eigenen Konzeption in der Philosophie: der ersten überhaupt, die aus Fichtes Wissenschaftslehre gewonnen und ihr zugleich entgegengestellt wurde. Er verfolgte gar den Wunsch, sich in Jena neben Fichte als Dozent für Philosophie zu etablieren. Dieter Henrich klärt in diesem Buch die Zusammenhänge, innerhalb derer Hölderlin zu seiner Konzeption gelangte, und erhellt ihre Stellung innerhalb der Debatten der Zeit und an der in Deutschland führenden Universität. Er verfolgt die Wurzeln von Hölderlins philosophischer Kreativität in den Problemstellungen seiner Tübinger Studien und den Zusammenhang seiner Philosophie mit dem frühen dichterischen Werk, vor allem dem Hyperion. Schließlich werden theoretische Fragen erörtert, die Hölderlins Konzeption aufwirft. Dieser Teil des Buchs ist auch als philosophische Untersuchung über die Form von Theorie, die Hölderlin im Blick hatte, und über deren Grundbegriffe 'Selbstbewußtsein' und 'Sein' zu verstehen.
Autorenportrait
Dieter Henrich (1927-2022) lehrte, nach Professuren in Berlin, Heidelberg, an der Columbia und an der Harvard-University, Philosophie an der Universität München. Er verfasste zahlreiche Untersuchungen zur neueren Philosophie sowie zu theoretischen Problemen in Beziehung auf Selbstbewusstsein, Erkenntnis, Ethik und Kunst. Er war unter anderem Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences und erhielt für seine Arbeiten den Hölderlin-, den Hegel- und den Kantpreis.