Beschreibung
Mythos und Massenmörder - das Leben des Mao Tse-tung Es war nicht das Wohl seines Volkes, das Mao Tse-tung, dem Großen Vorsitzenden der Volksrepublik China, am Herzen lag. Es war auch nicht die kommunistische Ideologie, obwohl er ihren weltweiten Sieg anstrebte. Das Motiv von Maos Handeln war ausschließlich und zu jeder Zeit sein absoluter Wille zur Macht. Ob auf persönlicher, auf nationaler, auf internationaler Ebene - sein Machthunger war grenzenlos. Mao Tse-tung hat nicht alle, aber viele seiner Ziele erreicht, und China hat teuer dafür bezahlt: mit dem Leben von 70 Millionen Menschen.Nach ihrem Bestseller Wilde Schwäne legt Jung Chang mit Mao die bahnbrechende Biographie jenes Mannes vor, dem es gelang, sich zum Alleinherrscher über Hunderte Millionen Menschen aufzuschwingen. Jahrelange Archivrecherchen und zahllose Gespräche mit Zeitzeugen - mit Politikern in Ost und West, die mit Mao in Berührung gekommen waren, mit unbekannten Opfern ebenso wie mit Führungsfiguren aus Maos engsten Zirkeln, die sich nie zuvor geäußert hatten - haben die Autorin in die Lage versetzt, zum ersten Mal ein wahrheitsgetreues Bild der Mao-Ära zu zeichnen. Sie bringt die Wahrheit hinter zahlreichen, von den Kommunisten gehegten und gepflegten Mythen ans Licht und entlarvt viele, teils von Mao vorsätzlich und gekonnt verbreitete Falschdarstellungen.Jung Chang hat die letzten zwölf Jahre damit verbracht, allen Spuren dieses Menschen nachzugehen, der zu den einflussreichsten politischen Gestalten des 20. Jahrhunderts gehörte, dessen Aura Staatsmänner in aller Welt beeindruckte, und dessen Gedanken und Worte in millionenfacher Verbreitung in zahllosen Ländern auf Begeisterung stießen. Doch der Mann, den sie in ihrem Buch für den Leser lebendig werden lässt, weist ganz andere Züge auf - es sind sehr viel hässlichere. Die jahrelangen Recherchen in allen relevanten Archiven und die zahllosen Gespräche mit Zeitzeugen - mit Politikern in Ost und West, die mit Mao in Berührung gekommen waren, mit unbekannten chinesischen Betroffenen, mit Führungsfiguren aus Maos engsten Zirkeln, die sich nie zuvor geäußert hatten - haben die Autorin in die Lage versetzt, endlich und zum ersten Mal ein wahrheitsgetreues, ein realistisches Bild jener Epoche aufzuzeigen, kein von kommunistischen oder persönlichen Machtinteressen gefärbtes und verbrämtes. Und so gelingt es ihr, die Wahrheit hinter zahlreichen, von den Kommunisten gehegten und gepflegten Mythen ans Licht zu bringen und viele, teils von Mao vorsätzlich und gekonnt verbreitete Falschdarstellungen zu entlarven. Ausstattung: mit s/w-Bildteil
Autorenportrait
Jung Chang, geboren 1952 in China, lebt seit 1978 in London. Für ihr autobiografisches Buch 'Wilde Schwäne', das in über zwölf Ländern auf Platz 1 der Bestsellerlisten stand und sich weltweit mehr als 10 Millionen Mal verkaufte, erhielt sie zahlreiche Preise. Auch ihre aufsehenerregende Biografie 'Mao' (Blessing, 2005) war ein internationaler und deutscher Bestseller. Zuletzt erschien die Biografie 'Kaiserinwitwe Cixi' bei Blessing (2014).
Leseprobe
TEIL EINS Halbherziger Anhänger Eintritt in die Moderne (1893-1911, 1-17 Jahre) Mao Tsetung, der jahrzehntelang absolute Macht ausübte über das Leben eines Viertels der Weltbevölkerung, war verantwortlich für über 70 Millionen Tote in Friedenszeiten kein anderer politischer Führer des 20. Jahrhunderts reicht hier an ihn heran. Mao wurde als Sohn einer Bauernfamilie geboren, die in der Provinz Hunan in einem Tal namens Shaoshan lebte, mitten im Herzen Chinas. Man schrieb den 26. Dezember 1893. Seine Vorfahren lebten seit 500 Jahren in diesem Tal. Es war eine Welt uralter Schönheit, ein Landstrich mit einem gemäßigten, feuchten Klima und nebelverhangenen, welligen Hügeln, die seit der Jungsteinzeit besiedelt waren. Die buddhistischen Tempel stammten noch aus der Tang-Dynastie (618-906 n. Chr.), als der Buddhismus nach China kam, und sie wurden immer noch besucht. Ausgedehnte Bergwälder, in denen fast 300 verschiedene Baum- und Straucharten wuchsen, darunter Ahorn, Kampfer, Urwelt-Mammutbäume und der seltene Ginkgo, boten Tigern, Leoparden und Wildschweinen Unterschlupf. (Der letzte Tiger wurde 1957 erlegt.) Die Berge, in denen es weder Straßen noch schiffbare Flüsse gab, schirmten das Dorf von der Außenwelt ab. Selbst eine Nachricht von so großer Tragweite wie die vom Tod des Kaisers 1908, drang nicht bis in die Bergdörfer vor, und so erfuhr Mao erst zwei Jahre später davon, als er Shaoshan verließ. Das Tal von Shaoshan misst ungefähr 5 auf 3,5 Kilometer. Die etwa 600 Familien, die dort lebten, bauten Reis, Tee und Bambus an und hielten Wasserbüffel, mit denen sie die Reisfelder bearbeiteten. Schon seit Jahrhunderten hatte so der Alltag ausgesehen. Maos Vater Yi-chang wurde 1870 geboren. Im Alter von zehn Jahren wurde er mit einem 13-jährigen Mädchen aus einem etwa zehn Kilometer entfernten Dorf verlobt, das jenseits eines Passes lag, der 'Pass, wo Tiger ruhen' genannt wurde, weil sich dort Tiger sonnten. Trotz der geringen Entfernung sprachen die Dorfbewohner so unterschiedliche Dialekte, dass sie sich untereinander kaum verständigen konnten. Als Mädchen erhielt Maos Mutter keinen Namen; sie war die siebte Tochter in der Familie Wen und hieß daher einfach Siebte Schwester Wen. Gemäß der jahrhundertealten Tradition waren ihr die Zehen gebrochen und die Füße gebunden worden, um sie am Wachsen zu hindern, damit sie dem damaligen Schönheitsideal der 'Lotusfüße' entsprachen. Die Verlobung der Kinder entsprach einer altehrwürdigen Tradition. Sie wurde von den Eltern arrangiert und basierte auf praktischen Überlegungen: Ein Großvater des Mädchens war in Shaoshan begraben, das Grab musste regelmäßig besucht und gepflegt werden, also würde es nützlich sein, eine Verwandte im Dorf zu haben. Siebte Schwester Wen zog nach der Verlobung zu den Maos und wurde 1885 als 18-Jährige mit dem 15-jährigen Yi-chang verheiratet. Kurz nach der Hochzeit verpflichtete sich Yi-chang als Soldat, um Geld zu verdienen und damit die Schulden der Familie abzubezahlen, was ihm nach einigen Jahren auch gelang. Die chinesischen Bauern waren keine Leibeigenen, sondern frei. Es war allgemein üblich, dass man sich aus rein finanziellen Gründen zum Militär meldete. Yi-chang hatte Glück, er musste nicht im Krieg kämpfen, sondern lernte ein wenig die Welt kennen und schnappte ein paar Geschäftsideen auf. Im Gegensatz zu den meisten Dorfbewohnern konnte Yi-chang lesen und schreiben, und zwar gut genug, um seine Bücher zu führen. Nach seiner Rückkehr züchtete er Schweine und verarbeitete seine Reisernte zu Reis bester Qualität, den er in einem nahe gelegenen Marktstädtchen verkaufte. Er kaufte das Land zurück, das sein Vater verpfändet hatte, erwarb noch Land dazu und wurde zu einem der reichsten Männer im Dorf. Obwohl Yichang relativ wohlhabend war, arbeitete er sein ganzes Leben lang hart und war sehr sparsam. Die Familie bewohnte sechs Zimmer in einem Flügel eines strohgedeckten Hofes. Später ersetzte Yichang das Stroh durch Ziegel, was ein Leseprobe