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Die Piraten von Pompeji

Im Auftrag der Wölfin 3

cbj
Erschienen am 01.07.2008
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570217269
Sprache: Deutsch
Umfang: 189 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 18.3 x 12.5 cm
Lesealter: 10-99 J.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Rom-Mysteries: Spannend, packend, mitreißend Lavamassen begraben Pompeji. Die Freunde Flavia, Lupus, Nubia und Jonathan retten sich in ein Flüchtlingslager. Aber auch dort ist es nicht sicher: Kinder verschwinden spurlos! Treiben da etwa Piraten ihr Unwesen?

Autorenportrait

Die in London geborene Amerikanerin Caroline Lawrence zog schon früh mit ihren Eltern in die USA und wuchs in Kalifornien auf. Als sie ein Stipendium für Cambridge bekam, ging sie nach England zurück und studierte dort klassische Archäologie, anschließend

Leseprobe

Der Berg war explodiert und das Land lag drei Tage lang in völliger Dunkelheit. Als schließlich die Sonne zurückkehrte, war es nicht mehr dieselbe goldene Sonne, die noch eine Woche zuvor auf das Römische Reich herabgeschienen hatte. Wie eine Fälschung hing sie trübe am farblosen Himmel über einer zerstörten Welt.
Auf einem grauen Hügel zehn Meilen südlich des Vulkans kletterte ein dunkelhäutiges Sklavenmädchen einen Pfad hinauf. Es war auf der Suche nach einer Blume, die ihren sterbenden Freund vielleicht retten könnte.
Nubia blickte sich suchend um, ob nicht irgendwo auf dem aschebedeckten Hang eine rosarote Blüte hervorschimmerte. Sie wusste zwar nicht, wie ein neapolitanisches Alpenveilchen genau aussah, aber sie wusste, dass es rosarot war und außergewöhnliche Heilkraft besaß. Der Doktor hatte es 'Amulett' genannt.
Aber hier war nichts rosarot. Nur grau. Nubia kletterte langsam an Oliven-, Feigen-, Kirsch-, Quitten- und Maulbeerbäumen vorbei, die alle mit derselben weichen kalkigen Asche bedeckt waren. Hier und da waren schwarze Baumstümpfe zu sehen, wo herabfallende Feuertropfen einen Olivenbaum oder eine Palme in Brand gesetzt hatten. Von einigen der verkohlten Baumstämme stieg immer noch Rauch auf. Es sah aus wie das Land der Toten, dachte Nubia: das Graue Land.
Obwohl die Ascheschicht jedes Geräusch dämpfte, konnte Nubia den Schrei hören, der vom Strand heraufdrang. Sie blieb stehen, drehte sich um und blickte nach unten. Aus dieser Entfernung sahen die Gebäude, die die Bucht säumten, winzig klein aus.
Durch den feinen Ascheregen, der immer noch vom Himmel herabnieselte, konnte sie auf der rechten Seite der Bucht, unweit der Landspitze, die Pegasus-Taverne erkennen. Ein paar Fischerboote, klein wie Spielzeug, lagen in der Nähe der Bootshäuser am Ufer, in denen Nubia und die anderen vor dem Vulkanausbruch Schutz gesucht hatten.
Auf der anderen Seite der Bucht lagen die Minerva-Bäder, deren rote Dachziegel unter der Ascheschicht blassrosa aussahen. Zwischen den Bädern und den Bootshäusern waren hunderte von Zelten und Behelfsunterkünften aufgebaut: das Flüchtlingslager.
Wieder ertönte ein klagender Schrei vom Strand herauf, dann hörte Nubia eine besorgte Stimme hinter sich. 'Wer ist tot? Doch nicht er, oder?'
Nubia wandte sich um und sah, wie ihre Begleiterin erschrocken kehrtmachte. Hinter ihr fegten drei Hunde durch die Oleander- und Myrtensträucher, die am Wegrand standen, und wirbelten Aschewolken auf.
'Ich glaube nicht, dass er es ist', erwiderte Nubia und blickte zum Strand hinab.
'Aber Doktor Mordecai hat gesagt, dass er wahrscheinlich nicht mehr lange zu leben hat...'
Die beiden Mädchen sahen, wie sich schwarzer Rauch von dem Scheiterhaufen unten am Strand emporringelte. Winzige Gestalten standen um den Scheiterhaufen herum, streckten die Hände zum heißen, farblosen Himmel hinauf und riefen nach den Göttern. Nubia zuckte zusammen und griff nach der Hand ihrer Herrin.
Eigentlich war Flavia Gemina für Nubia eher eine Freundin als eine Herrin. Als freigeborenes römisches Mädchen hatte Flavia sie auf dem Sklavenmarkt in Ostia gekauft, um sie vor einem schlimmen Schicksal zu bewahren. Seitdem war Flavias Warmherzigkeit für Nubia wie wohltuendes kühles Wasser in einer Wüste des Schmerzes. Auch jetzt schöpfte Nubia Mut aus Flavias festem Blick und ihrem beruhigenden Händedruck.
Einen Moment später drehten sich beide wortlos um, kletterten weiter den grauen Berg hinauf, ein dunkelhäutiges und ein hellhäutiges Mädchen in zerrissenen, schmutzigen Tuniken, und suchten in der Asche weiter nach der Pflanze, die ihren todkranken Freund Jonathan vielleicht retten könnte.

Vom Strand aus sah der achtjährige Lupus die beiden Mädchen den Hang hinaufklettern. Sie waren nicht zu übersehen, denn sie waren die einzigen Farbtupfer auf dem grauen Berg. Flavia trug eine blaue Tunika, Nubia eine senfgelbe. Der goldbraune Punkt, gefolg ...

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