Beschreibung
'Eine ebenso spannende wie malerische, eine so verblüffende wie aufregende Reise. Das Wunderbare daran ist, dass wir alles leibhaftig zu sehen, sogar mit Händen zu greifen glauben.' Die Zeit über sein Buch 'Als Deutschland am Äquator lag' Pflanzenfreunde ahnen es: Unsere grünen Mitwesen sind empfindsam, streitbar und gelehrig. Volker Arzt erzählt von Pflanzen, die sich zielstrebig bewegen, durch süße Verführung von Kurieren oder durch explosive Eruptionen ihre Fortpflanzung sichern, sich Wachdienste halten, Konkurrenten mit Gift und Feuer bekämpfen. Dass Pflanzen sehen und tasten, riechen, schmecken und Botschaften übermitteln, sich erinnern, Entscheidungen treffen und Strategien verfolgen, daran lassen die hier präsentierten Experimente und Feldstudien keinen Zweifel. Und wie wir setzen Pflanzen sogar elektrische Signale und Hormone ein, um auf Berührungen oder Verletzungen zu reagieren. 'Kluge Pflanzen' - das Buch zur gleichnamigen TV-Dokumentation. Der populäre Wissenschaftsjournalist eröffnet eine neue Sicht auf die Pflanzen und ihre verblüffenden Fähigkeiten.
Autorenportrait
Volker Arzt, geboren 1941, ist Diplomphysiker, erfolgreicher Wissenschaftsjournalist und Autor. Er moderierte u.a. die ZDF-Reihe »Querschnitte« (mit Hoimar von Ditfurth), wurde bekannt mit dem Bestseller »Haben Tiere ein Bewusstsein?« (zusammen mit Immanuel Birmelin) und erhielt zahlreiche nationale wie internationale Auszeichnungen, u.a. den Europäischen Umweltpreis, den kanadischen Rockie Award für herausragende Fernsehproduktionen und den Japan-Preis, der als international wichtigste Auszeichnung des Bildungsfernsehens gilt.
Leseprobe
Dass Pflanzen weit unter den Tieren rangieren - diese Einschätzung ist tief in unserer Geistesgeschichte verwurzelt. Der griechische Philosoph Aristoteles, dessen Schriften über zwei Jahrtausende das Naturverständnis des Abendlandes prägten, billigte den Pflanzen zwar die Fähigkeit zu Ernährung und Vermehrung zu, aber er hielt sie, im Gegensatz zu Tieren, für unfähig, ihre Umwelt wahrzunehmen und auf sie zu reagieren. Das scheint - auf den ersten Blick - nicht unvernünftig, denn Pflanzen haben weder Nasen noch Ohren, sie zeigen keinen Gesichtsausdruck, sie geben keinen Laut von sich, und bei Gefahr bleibt ihnen nichts, als festgewurzelt auszuharren. Aristoteles konnte nicht wissen, dass sie dennoch hochempfindlich auf ihre Umgebung reagieren. Auf Gerüche zum Beispiel: Im Gewächshaus der Pennstate University bekamen wir striktes Parfüm- und Rasierwasserverbot. Ohne es zu wissen, hatten wir uns in die Duftkommunikation der Versuchspflanzen eingeschaltet. Die grünen Wesen reagieren auf alles, was für sie lebenswichtig ist: auf Wetterbedingungen, Bodenbeschaffenheit oder Nachbarpflanzen. Sie unterscheiden Farben, sie weichen Hindernissen aus oder nehmen Berührungen wahr, für die selbst unsere Fingerkuppen zu unsensibel sind. Zudem spüren sie, wenn sie angefressen oder verletzt werden, und antworten mit raffinierten Verteidigungsstrategien. Häufig identifizieren sie sogar die Art des Angreifers und richten ihre Verteidigung maßgeschneidert nach dessen Schwächen aus. Dabei gehen sie nicht nur als Einzelkämpfer vor, sondern kommunizieren mit anderen Pflanzen aus der Nachbarschaft. Und mit Tieren. Sogar mit Tieren unter der Erde! Die Fähigkeit, Tiere für sich einzuspannen, um die eigene Unbeweglichkeit wettzumachen, zieht sich wie eine geniale Grundidee durch die Geschichte der Pflanzen. Fast täglich werden neue, intelligent anmutende Verhaltensweisen aus dem Reich der Pflanzen gemeldet - untermauert durch penible Messungen im Labor und im Freiland. Doch merkwürdigerweise steckt das aristotelische Bild von den passiven, stumpfen Pflanzen immer noch in unseren Köpfen. Aus Ignoranz, Voreingenommenheit oder geistiger Bequemlichkeit? Jedenfalls hätten sich unsere Streifzüge durch Wüsten, Wiesen und Forschungsinstitute gelohnt, wenn sie ein wenig den Blick für die verborgenen Fähigkeiten der Pflanzen öffnen könnten. Ich denke, es macht einen Unterschied, ob wir uns von blinden Wachstumsrobotern umgeben fühlen oder von sensiblen Lebewesen, die vor denselben Grundproblemen stehen wie wir. Auch Pflanzen kommen klein auf die Welt, müssen sich Nahrung suchen und erwachsen werden. Sie müssen sich gegen Konkurrenten durchsetzen und gegen Feinde wehren - allein oder mit Verbündeten. Sie müssen die richtigen Sexualpartner finden, um Nachwuchs zu zeugen, und sie müssen dafür sorgen, dass dieser Nachwuchs zwar behütet heranreift, sich aber irgendwann von der Mutter löst und hinauszieht in die weite Welt. Zugegeben, das klingt nicht sehr botanisch. Wer es für unzulässig vermenschlichend hält, dem sei versichert, dass es mir nicht darum geht, Pflanzen, Tiere und Menschen in einen Topf zu werfen. Doch den großen "evolutionären Herausforderungen" wie Wachstum, Konkurrenz, Sexualität oder Vermehrung können sich Pflanzen ebenso wenig entziehen wie wir. Und häufig finden sie Lösungen, die uns verblüffend intelligent erscheinen. Mitunter sogar ausgebufft und hinterhältig. Davon handelt dieses Buch. Und von jüngsten Entdeckungen, die ahnen lassen, dass das Reich der Pflanzen noch ein Dickicht voller Geheimnisse und Überraschungen ist. Vielleicht zu dicht, um es jemals durchdringen zu können. Ian Baldwin, einer der führenden Pflanzenforscher, bringt es auf den Punkt: "Die Frage ist weniger, ob Pflanzen intelligent sind, als vielmehr, ob wir intelligent genug sind, sie zu verstehen." Orientierung: Die Schwerkraft weist den Weg Kluge Pflanzen bei Tisch "La Mirabelle" in der Bundesstraße gilt als Geheimtipp. Französische Küche zu passablen Pre Leseprobe
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