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Der Marques de Bolibar

Roman

Erschienen am 09.08.2004
Auch erhältlich als:
21,50 €
(inkl. MwSt.)

Nicht lieferbar

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783552053052
Sprache: Deutsch
Umfang: 272 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 21 x 13.5 cm
Einband: Leinen

Beschreibung

Spanienfeldzug, Winter 1812: In der andalusischen Bergstadt La Bisbal werden die Napoleon unterstützenden Regimenter "Nassau" und "Erbprinz von Hessen" durch spanische Guerillas vernichtet. Einzig der Leutnant von Jochberg überlebt das Massaker, seine Memoiren halten die geheimnisvollen Umstände bis zu ihrem tödlichen Ausgang fest. Leo Perutz erzählt in diesem unheimlichen und zugleich unnachahmlichen Roman, wie die deutschen Offiziere sehenden Auges und kraft der Phantasie des wandlungsfähigen Marques de Bolibar, Kopf des spanischen Widerstands, ihren eigenen Untergang herbeiführen.

Autorenportrait

Homepage von Hans-Harald Müller

Leseprobe

Leutnant Rohn gab an dieser Stelle seines Berichtes eine Beschreibung des schreckhaften Bildes dieser nächtlichen Zusammenkunft, das sich tief in seine Seele eingeprägt hatte. Er schilderte den Gerberbottich, der, wie ein Kobold auf der Erde kauernd, das Feuer mit Reisig schürte - denn die Nacht war kalt - und dabei unverwandt zu dem Marques hinaufsah. Den englischen Offizier, der mit gleichmütigem Gesicht und dennoch voll Erregung dastand und nicht beachtete, daß ihm sein scharlachroter Mantel von den Schultern geglitten und zu Boden gefallen war. Die Guerillas, die sich um das Feuer drängten, teils um alles genau zu hören, teils der nächtlichen Kälte halber. Und die Korkeiche mit dem Bild der Jungfrau, die, vom Wind entwurzelt und halb zu Boden gestürzt, sich zu dem Marques hinzuneigen und auch seinen Worten zu lauschen schien - dem Leutnant war in seinem geängstigten und vom Fieber verwirrten Herzen zumute, als wären nun auch Gott und die Jungfrau mit den Guerillas im Bunde und nähmen Teil an ihrer Verschwörung. In der Mitte aber stand der Marques de Bolibar und eröffnete den anderen seine mörderischen Pläne. "Sie werden Ihre Leute nach Hause schicken, Oberst Saracho!" befahl er. "Sie werden sie heimkehren heißen zu ihren Äckern, zu ihren Weinbergen, zu ihren Fischteichen und Maultierställen. Ihre Geschütze und die Pulverkarren verbergen Sie und erwarten die Stunde, in der wir stärker sind als die Deutschen." "Und wann wird diese Stunde kommen?" fragte der Gerberbottich voll Zweifel, schüttelte den Kopf und blies das Feuer an. "Die Stunde wird bald kommen", verkündete der Marques. "Denn ich werde Ihnen einen Bundesgenossen finden. Sie sollen einen Beistand haben, an den Sie heut nicht denken." "Wenn Sie den Empecinado meinen", brummte der Gerberbottich und stand vom Boden auf, "der mit seinen Guerillas bei Campillos steht - dieser Mensch ist mein Feind, der wird nicht kommen, wenn ich ihn brauche." "Den Empecinado mein' ich nicht. Die Bürger von La Bisbal sind's, die Ihnen zu Hilfe kommen werden. Die Bürger von La Bisbal werden eines Nachts aufstehen und über die Deutschen herfallen." "Die Dickbäuche und Fetthälse von La Bisbal", schrie der Gerberbottich und ließ sich zornig und enttäuscht wieder zur Erde fallen, "die denken des Nachts, wenn sie bei ihren Weibern liegen, darüber nach, wie sie uns und dem Vaterland wiederum einen Judas Ischariot abgeben könnten." "Ich will sie dazu bringen, daß sie aus ihren Betten fahren und rebellieren!" rief der Marques und drohte mit der Hand der Stadt, die tief unten im Tale lag und schlief. "Der große Aufruhr wird kommen, seien Sie dessen sicher. Ich habe meine Pläne fertig im Kopf, meinen Leib und meine Seele setz' ich zum Pfand, daß sie gelingen." Eine Weile schwiegen die drei und blickten ins Feuer, und jeder von ihnen hing seinen Gedanken nach. Die Guerillas flüsterten untereinander, und der Nachtwind rauschte in den Bäumen und schüttelte Regentropfen von den Ästen und Zweigen. "Und was ist unsere Aufgabe bei diesem Unternehmen?" fragte endlich der Kapitän. "Sie warten auf meine Signale. Ich werde deren drei geben. Bei dem ersten sammeln Sie Ihre Leute, besetzen die Straßen, bringen die Geschütze in Stellung und sprengen die beiden Alkarbrücken in die Luft. Aber erst, wenn ich das Zeichen gebe, denn es ist von der höchsten Wichtigkeit, daß die Deutschen sich bis dahin in Sicherheit wähnen." "Weiter! Weiter!" drängte der Gerberbottich. "Auf mein zweites Signal hin beginnen Sie unverzüglich, die Stadt mit Kanonenkugeln, Bomben und Zündgranaten zu beschießen. Zugleich setzen Sie sich in den Besitz der er Leseprobe

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