Beschreibung
Afrika ist auf Arbeitssuche. Europa macht Urlaub. Wie Migration und Tourismus die Gesellschaft verändern. Die Menschheit ist in Bewegung. Grenzüberschreitend. Der Druck der Migration, notiert die Süddeutsche Zeitung, 'wird das Thema dieses Jahrhunderts werden'. Zur gleichen Zeit steigt der Tourismus zum größten Wirtschaftszweig der Welt auf. Das ist kein Zufall, wie die Autoren zeigen. Und sie stellen die Frage: Wie verändert sich die Gesellschaft unter dem Einfluss dieser neuen Mobilität?Leseprobe und Bildgalerien:Ergänzend zum Buch zeigen die Autoren auf der Internetseite ihres Instituts isvc (Institute for Studies in Visual Culture) in sechs Bildergalerien eine Auswahl von Fotografien, die während der Recherchen zu 'Fliehkraft' entstanden sind: http://isvc.org/fliehkraft/Für ihr Buch waren die Autoren entlang der Grenzen Europas unterwegs. In Spanien, Marokko, Deutschland, Frankreich, Italien, Albanien, Kroatien und Israel besuchten sie Orte, wo sich die Routen von Flüchtlingen und Strandurlaubern, von Arbeitsmigranten und Individualtouristen kreuzen. Sie konnten beobachten, wie auf den Pfaden der Migranten überall provisorische Unterkünfte und Lager entstehen. Sie erfuhren, wie Landschaften durch die Bauprojekte der Tourismusindustrie neu erfunden werden. Und sie sahen das Wachsen neuer Städte - angetrieben von den Investitionen der Auswanderer in ihren Herkunftsländern. Heute entsteht eine ganze Welt von seltsamen Übergangslösungen, eine Welt von saisonal oder vorübergehend bewohnten Orten, manchmal überfüllt, manchmal gespenstisch leer. Diese Orte werden im Alltag oft übersehen, aber sie prägen unsere Lebensweise bereits entscheidend mit.Mit ihren Recherchen liefern die Autoren die Beschreibung einer Gesellschaft, die unterwegs ist. Dabei ergeben sich erstaunliche Parallelen und Übergänge zwischen Visabetrug und Pauschalreise, zwischen Flüchtlingslager und Feriensiedlung, zwischen Einwanderungspolitik und Tourismusplanung. Eine neue Klassengesellschaft bildet sich heraus, in der nur gewinnt, wer sich den Zugang zu Mobilität sichert. Die Bewegung der Menschen ist eine Fliehkraft, die unsere Vorstellungen von Demokratie radikal in Frage stellt.
Autorenportrait
Tom Holert, geboren 1962, freier Kulturwissenschaftler und Journalist, war Redakteur bei Texte zur Kunst und Mitherausgeber von Spex. Heute ist er Autor u.a. für die tageszeitung, Jungle World, Süddeutsche Zeitung, Literaturen, Artforum. Gemeinsam mit Mark Terkessidis gab Tom Holert 1996 Mainstream der Minderheiten - Pop in der Kontrollgesellschaft heraus. Zuletzt erschien von ihm Imagineering. Visuelle Kultur und Politik der Sichtbarkeit, 2000. Mark Terkessidis, geboren 1966, Diplom-Psychologe, war Redakteur der Zeitschrift Spex und arbeitet als freier Autor zu den Themen Populärkultur, Identitätsbildung und Rassismus. Er veröffentlichte u.a. Kulturkampf - Volk, Nation, der Westen und die neue Rechte, 1995, Psychologie des Rassismus, 1998, Migranten, 2000, Die Banalität des Rassismus, 2004.