Beschreibung
Wie gut kennt man die, die man liebt? Endlich haben Ivy und ihr Mann David ihr viktorianisches Traumhaus gefunden, und bald soll ihr erstes Kind zur Welt kommen. Doch dann fällt ein dunkler Schatten auf ihr Leben: Ihre frühere Klassenkameradin Melinda ist spurlos verschwunden. Zuletzt wurde sie gesehen, als sie mit David ins Haus ging aber niemand kann bezeugen, dass sie es wieder verlassen hat. Ivys Glauben an Davids Unschuld ist zunächst unerschütterlich. Erst das Netz aus Lügen, Täuschung und Verrat, auf das sie bei ihren Nachforschungen stößt, bringt ihr Vertrauen ins Wanken und sowohl sie als auch ihr ungeborenes Kind in Lebensgefahr
Raffiniert und atemberaubend spannend führt dieser Psychothriller seine Leser in die Abgründe der menschlichen Seele.
Autorenportrait
Hallie Ephron wuchs in Los Angeles auf. Sie stammt aus einer Familie äußerst erfolgreicher Schriftsteller und Drehbuchautoren (u. a. Nora Ephron, die die Drehbücher zu Harry und Sally, Schlaflos in Seattle und E-Mail für dich lieferte). Sie selbst ist als Rezensentin für den Boston Globe tätig und verfasste unter anderem einen Ratgeber über das Schreiben von Krimis, der für den Edgar Award und den Anthony Award nominiert wurde. Nach Never tell a lie - Lügen können töten (2010) ist Angst ist dein Tod ihr zweiter Psychothriller im Diana Verlag.
Leseprobe
Dienstag, 4. November Schwangere Frau aus Brush Hills verschwunden BRUSH HILLS, MA Die Polizei sucht immer noch nach Hinweisen im Fall des Verschwindens von Melinda White, 33, die am Samstag zuletzt gesehen wurde. Die Behörden gaben gestern ein Bulletin heraus, in der die schwangere Frau als 'gefährdet' und mögliches Opfer einer Straftat bezeichnet wurde. Ms White, die als Büroangestellte bei SoBo Realty beschäftigt ist, besuchte am Samstagmorgen einen privaten Flohmarkt und wurde nach Angaben der Polizei seitdem nicht mehr gesehen. Ihre Schwester Ruth White aus Naples in Florida meldete sie am Montag als vermisst. 'Sie ruft mich jeden Tag an, und als ich nichts von ihr hörte, wusste ich, dass etwas nicht stimmte', sagte Ruth White und fügte hinzu, dass die engere Familie die Sorge um sie 'kaum erträgt'. Wie Detective Sergeant Albert Blanchard von der Polizei in Brush Hills mitteilte, ist bisher keine verdächtige Person festgenommen worden. 'Wir bemühen uns, jeden zu befragen, der sie gekannt hat, und jeden, der sie am Samstag gesehen hat, aber wir wissen zurzeit noch nicht, was genau geschehen ist', erklärte Blanchard. Sachdienliche Hinweise nimmt die Kriminalpolizei in Brush Hills entgegen. Samstag, 1. November Verkauf bei jedem Wetter, hatte Ivy Rose in die Zeitungsannonce geschrieben, mit der sie ihren privaten Flohmarkt angekündigt hatten. Was der Tag ihnen bescherte, war ein metallisch grauer Himmel und ein böiger Wind. Aber das für Neuengland typische, wechselhafte Herbstwetter hatte die Leute nicht abgeschreckt. David trug den Sägebock zur Seite, mit dem die Einfahrt versperrt gewesen war, und die Kauflustigen drängten herein. Ivy stellte sich vor, dass ihre viktorianische Arche die Invasion hinnahm wie ein großer, weißer Wal, der sich auf der Wasseroberfläche treiben ließ, damit die Vögel die Parasiten von seinem Rücken picken konnten. Drei Jahre lang hatte Ivy über das staubige Gerümpel einfach hinweggesehen, das der vorherige Besitzer, der alte Paul Vlaskovic, zurückgelassen hatte, ein ausgemergelter alter Mann, den David Vlad nannte, wenn er von ihm sprach. Das Durcheinander auf dem Speicher und im Keller hätte sich ebenso gut in einem parallelen Universum befinden können. Aber dann war, so plötzlich wie ein Gewitter im Frühling, ein heftiges Bedürfnis in ihr erwacht, alles hinauszuwerfen, was ihnen nicht gehörte. Sie konnte es einfach nicht mehr ertragen. Hinaus damit! David war so taktvoll gewesen - oder besaß vielleicht nur genügend Selbsterhaltungstrieb -, es nicht auf ihre Hormone zu schieben. Ivy spürte einen kräftigen Stoß ihres Babys - nicht mehr das Flattern von Schmetterlingsflügeln. Hallo, kleiner Sprössling. Sie legte die Handflächen auf ihren Bauch, der sich in diesem Augenblick steinhart anfühlte. In drei Wochen würde sie entweder ihr Kind bekommen oder explodieren. Es war also ganz normal, dass sie Vorwehen hatte. Braxtons Schluckauf. Scheinwehen. Das Stottern einer Maschine, die nicht gut genug geölt war, um anzuspringen. Sie und David befanden sich gerade im Stadium der fieberhaften Namenssuche, und sie fragte sich, wie viele andere zukünftige Eltern wohl schon auf den Namen Braxton verfallen waren. Lebensfähig, lebensfähig, lebensfähig. Dieses Wort kreiste beständig in ihrem Kopf herum. Sie hatte mit vierundzwanzig geheiratet, und dann hatte es fünf Jahre gedauert, bis es mit der Schwangerschaft endlich geklappt hatte. Dazwischen hatte sie drei Abgänge gehabt - das letzte Mal im fünften Monat, gerade als sie geglaubt hatte, sie könnte aufhören, den Atem anzuhalten. David kam zu ihr und legte den Arm um ihre Körpermitte, dorthin, wo einmal ihre Taille gewesen war. So ein babygefüllter Bauch im letzen Stadium war etwas Erstaunliches und nur mit einem preisgekrönten Riesenkürbis zu vergleichen. 'Hallo, Stretch', sagte er. Ihr Spitzname hatte in diesen letzten Monaten eine völlig neue Bedeutung angenommen. 'Sieht so aus, als hätten wir einen Volltreffer gelandet. Ein Hauf