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Das Loch in der Schwarte

Erschienen am 03.03.2008
Auch erhältlich als:
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442737109
Sprache: Deutsch
Umfang: 224 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 18.8 x 11.9 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Geschichten aus der fernen Zukunft: grandios komisch, ungeheuer verwegen, absolut unterhaltsam Pajala ist überall! Der Autor des Bestsellers Populärmusik aus Vittula legt nach und die schwedische Presse ist wieder begeistert: Wir wussten es schon immer. Nun sind die letzten Zweifel beseitigt: Mikael Niemi spinnt. Aber auf so verdammt brillante Weise, dass wir ihm bedingungslos folgen, wohin immer er geht. Diesmal führt er uns in die ferne Zukunft, in einen Alltag, der in all seiner Skurrilität, seinen Irrungen und Wirrungen doch sehr dem Leben im nördlichen Schweden ähnelt.

Autorenportrait

Mikael Niemi, Jahrgang 1959, wuchs im hohen Norden Schwedens in Pajala auf, wo er heute noch lebt. Im Jahr 2000 erschien sein erster Roman 'Populärmusik aus Vittula', für den er den renommiertesten Literaturpreis seines Landes, den Augustpreis, bekam. Es war das spektakulärste Debüt, das Schweden je erlebt hatte. Das Buch stand monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste, verkaufte sich über eine Million mal, wurde in 24 Sprachen übersetzt und ebenso erfolgreich verfilmt.

Leseprobe

Die Sonne stand tief im Norden über dem Waldhorizont. Die rote, zitternde Scheibe spiegelte sich im Wasser und wurde in dicke, rote Pinselstriche gespalten, die auf der dahinfließenden Oberfläche schaukelten. Ich saß am Strand und ließ den Schwermut aus mir hinausrinnen. In der Luft lag ein schwerer Duft nach Schlamm und Juligewächsen. Es war eine Viertelstunde nach Mitternacht, die Ruhe war vollkommen, kein Wind, nicht eine Bewegung im Blattwerk des Erlenbusches. Nur das mächtige Rauschen des Flusses. Tausende Tonnen von Wasser, die sich ihren Weg durch den Wald suchten, ein Wasserrücken in alle Ewigkeit. Man konnte ihn betrachten, so lange man wollte. Die ständige Veränderung des Flusses, obwohl es doch der gleiche blieb. Genau wie Feuer. Das menschliche Lagerfeuer. Millionen von Jahren der Freundschaft. Ich harkte das noch schwelende Holz zusammen, sah, wie die Flammen hochschossen. Die Glut glimmte grellrot in der Asche. Der Rauch stieg weiß und leicht, fast durchsichtig nach oben. Er zog langsam stromaufwärts übers Flussbett, ein Gespenst, das sich entlang der Wasseroberfläche aalte, unvermittelt abtauchte, sich wieder erhob, und schon war es verschwunden. Dicht über der Glut hing eine Äsche, auf einen frisch geschnitzten Zweig gespießt. Die Fischhaut siedete in der Gluthitze, ich drehte vorsichtig den Spieß. Die Äsche hatte an der Bachmündung bei Westrinslända angebissen, hatte sich mit ihrer großen, aufgerichteten Rückenflosse gewehrt, und wieder einmal hatte ich das Leben gespürt. Das Leben, ganz nah. Jetzt wurde der Fisch langsam gegrillt, eine Köstlichkeit von vierhundert, vielleicht fünfhundert Gramm. Meine alte Angel mit dem Fliegenköder aus den Kinderjahren stand an eine krumm gewachsene Birke gelehnt, der Stamm zeigte Spuren heftiger Schneeschmelze. Der Fischkopf und die Eingeweide lagen am Flussufer auf silbrigen kleinen Steinen. Ich zog vorsichtig an der Rückenflosse. Sie löste sich, der Fisch war gar. Am Feuer sitzend, begann ich mit den Fingern zu essen. Ich löste das weiße Fleisch von den nadeldünnen Gräten und stopfte es mir in den Mund. Es war, als äße ich warmen Schnee. Ein zarter Geschmack, ein Hauch von Rauch. Fluss und Feuer. Ich schloss die Augen, um die Erinnerung zu bewahren. Versenkte sie in meinem weichen Herzen. Satt und zufrieden wanderte ich in Richtung Landungssteg. Die Bretter wiegten sich unter meinem Gewicht, das Wasser gluckste und schwappte. Ich ging auf dem Wasser. Ich spazierte auf der Flusshaut, die direkt unter meinen Füßen strömte. Draußen auf einem Floß schwamm die Sauna selbst, mit Ketten in der Flussströmung verankert. Sie war aus Brettern zusammengenagelt, ein kleines, hübsches Holzhaus, das auf dem Wasser schaukelte. Die Hitze schlug mir entgegen, als ich in den Vorraum trat. Erwartungsvoll zog ich mich aus, hängte meine Kleider an die Haken. Als Allerletztes öffnete ich mein Saunabier, trank den ersten, schäumenden Schluck. Schmeckte das Malz, die zischende Frische in der Kehle. Dann öffnete ich die Tür zum Saunaraum selbst. Die Hitze war stark und harzig. Ich schob die glühend heiße Ofenklappe mit einem Stock auf, stocherte in ein paar Holzscheiten und kletterte auf die oberste Liege. Die Kupferkelle funkelte im Eimer. Ich ergriff den abgenutzten, glatten Holzgriff und füllte die Kelle, hielt sie einen Moment lang hoch und sah, wie das Flusswasser über die Kante lief. Dann goss ich. Der Wasserkörper rieselte durch die Luft, schlug auf die Steine auf und wurde in reißenden, beißenden Dampf verwandelt. Ich goss noch einmal und spürte, wie die Ohrläppchen brannten, beugte mich schwerfällig vor und atmete durch die geballte Faust. Meine Finger rochen immer noch nach Fisch. Und ich fühlte so ein Glück. So ein innerliches, verletzliches Glück. Das Tornedal. Das sollte es immer geben. Ich würde es mit mir durch Lichtjahre hindurch tragen. Hinten von Mommankangas ist plötzlich Düsenjetdröhnen zu hören. Etwas Schweres, Dunkles zischt in der Stille, es klingt wie eine P 42, ei Leseprobe

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