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Das Modell

Roman

Erschienen am 03.09.2007
Auch erhältlich als:
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442736690
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 18.8 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Vom Autor des Bestsellers Der Halbbruder Der Maler Peter Wihl hat es geschafft: Er ist berühmt, hat Frau und Tochter, die er über alles liebt, und in einem halben Jahr wird es anlässlich seines 50. Geburtstags eine große Ausstellung geben. Da ereilt ihn ein schrecklicher Schicksalsschlag: Eine unheilbare Augenkrankheit wird ihn in einigen Monaten erblinden lassen. In seiner Not wendet sich Wihl an einen alten Schulfreund, einen gescheiterten Augenarzt, der ihm mittels zwielichtiger Methoden Heilung verspricht. Und tatsächlich erhält der Künstler sein Augenlicht zurück. Doch der Preis, den er zahlt, ist hoch.

Autorenportrait

Lars Saabye Christensen, 1953 in Oslo geboren, ist einer der bedeutendsten norwegischen Autoren der Gegenwart. Seine Bücher sind in 36 Sprachen übersetzt und wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Nordischen Literaturpreis, mehrmals mit dem Norwegischen Kritikerpreis, dem Preis des Norwegischen Buchhandels sowie dem Preis des Norwegischen Verlegerverbandes.

Leseprobe

Als ich endlich die Gelegenheit bekam, den Maler Peter Wihl zu interviewen, an jenem Abend, an dem er fünfzig Jahre alt geworden war und seine neue Ausstellung eröffnet hatte, sollte es sich herausstellen, dass wir dieses Interview aufgrund des schrecklichen Unfalls, der sich unmittelbar danach ereignete, nicht drucken konnten. Wir saßen im Restaurant, direkt gegenüber der Galerie, aus der ich immer noch Leute kommen und gehen hören konnte. Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen, Peter Wihl so in Beschlag zu nehmen, den Jubilar des Abends, aber er selbst war derjenige gewesen, der vorschlug, dass wir hierhergehen und reden sollten. Er wirkte zugleich nervös und erwartungsvoll, was nicht weiter verwunderlich war, seine Ausstellung war ja gerade eben eröffnet worden, und auch sonst gab es genug, worüber er nachdenken musste, er drehte sich immer wieder zum Fenster um, das bemerkte ich, während er sprach. Er bestellte sogar Champagner für mich. Und ich hatte das Gefühl, dass ein Großteil dessen, was er von sich gab, aus Zitaten bestand, etwas, das er gelesen oder gehört hatte, sich von anderen geborgt, ich kann es nicht genauer erklären, insbesondere, als er das über Satan sagte, dass Satan derjenige gewesen sei, der die Farben von den Gegenständen befreit hätte. Und gleichzeitig war es so, als wollte er eigentlich etwas anderes sagen, mehr, er hatte so viel auf dem Herzen, vielleicht war er deshalb auch so ungeduldig, er hatte mir bereits früher gesagt, er wolle mir alles erzählen, ohne dass ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Das Aufnahmegerät lag zwischen uns auf dem Tisch. Ich überprüfte, ob es auch funktionierte. Es funktionierte. Peter Wihls Stimme war überall. Er sprach weiter. Ich kann nicht behaupten, dass ich jedes Wort verstand, aber ich würde ja Zeit haben, es mir genauer anzuhören, wenn ich wieder zu Hause sein würde. Nach einer Weile unterbrach ich ihn, vielleicht war es der Champagner, der mir den Mut dazu gab, und kam direkt zur Sache. 'Hatten Sie jemals Angst, nicht fertig zu werden?', fragte ich. Ich hörte etwas zu Boden fallen, vielleicht eine Gabel, er aß nämlich einen Kuchen. 'Fertig?' Ich bin mir sicher, dass er wusste, was ich meinte. Trotzdem war ich gezwungen zu sagen: 'Fertig mit der Ausstellung, solange Sie noch sehen können.' Er kam dicht an mich heran, seine Stimme klang gepresst, rechthaberisch. 'Man vollendet ein Bild nicht. Man verlässt es.' Er verstummte, wandte sich wieder von mir ab, ich hörte es an seinem Atem, und ich hatte Angst, alles kaputtgemacht zu haben. Ich wollte etwas sagen und suchte nach den richtigen Worten, ich wollte etwas dahingehend sagen, dass ich der Meinung sei, das wäre schön und schrecklich zugleich, dass man nichts vollendet, sondern alles verlässt, doch bevor ich so weit kam, muss er jemanden durchs Fenster hindurch gesehen haben, denn er sprang plötzlich auf, und jetzt klang seine Stimme erleichtert, fast hell: 'Entschuldigen Sie mich einen Augenblick. Meine Frau und meine Tochter sind da.' Dann ging Peter Wihl auf die Straße hinaus, um sie zu treffen. Ein halbes Jahr zuvor hatte er sein Sehvermögen verloren. Peter Wihl arbeitete im Atelier, an einem Oktobernachmittag, mit Gemälden für die Jubiläumsausstellung, zwölf große Leinwände. Er hatte seine Uniform angezogen, er war bereit für den Krieg: nackte Füße in ausgetretenen Sandalen, der lange, schmutzige Kittel, ein Schal um den Hals. Er war fertig mit der Grundierung. Jetzt fehlte nur noch die Kunst. Und er war in dieser kreativen Stimmung, die sich ab und zu einstellt, fast wie ein nüchterner Rausch. Die Hand war sicher und gehorchte. Die Gedanken waren deutlich. Er wusste, wohin er wollte. Es ging nur darum, den Weg zu finden. Er bewegte sich unangestrengt von Motiv zu Motiv, das langsam aber sicher Form annahm, anatomische Ausschnitte, Muskeln, ein Schulterblatt, eine Sehne, ein Fingerglied. Er konnte sich kaum daran erinnern, wann er das letzte Mal so eine Kontrolle erlebt hatte, jetzt Leseprobe

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