Beschreibung
In achtzehn Kurzgeschichten kommen Menschen zu Wort, die zeit ihres Lebens versäumt haben, zu sprechen. Es sind Täter und Opfer, Sehnsüchtige und Missverstandene, Einsame und Trauernde, die erst in hohem Alter mit der Vergangenheit hadern und mühselig ihre Erinnerung ans Licht bringen. Sie sprechen von Geheimnissen, Fehlern und Missverständnissen, von verlorenen Lieben, von Kriegserfahrungen und Schuld. Sie alle verbindet die Schwierigkeit, Vergangenes in Worte zu fassen, und eine tiefe Sehnsucht nach dem Leben. Mit großem Feingefühl und bildgewaltiger Sprache entwirft Lucia Leidenfrost ein Psychogramm der österreichischen Nachkriegszeit. Fast hört man die Stimmen ihrer Figuren, so genau trifft sie deren Ton. Bemerkenswerte Geschichten voller Schönheit, Melancholie und einer Ahnung von Hoffnung. "Meine Erinnerung könnte eine Eule sein. Tagsüber macht sie nur ein Auge auf, um zu sehen, wer ihr nahekommt, aber in der Nacht wartet sie, bis die Mäuse über den Waldboden huschen. Lautlos gleitet sie hinab und greift zu mit ihren Klauen."
Autorenportrait
Lucia Leidenfrost wurde 1990 in Frankenmarkt (Oberösterreich) geboren. Sie studierte Germanistik, Skandinavistik und Germanistische Linguistik an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Seit 2014 lebt sie in Mannheim und arbeitet am Institut für Deutsche Sprache. Ihre Erzählungen sind in österreichischen und deutschen Literaturzeitschriften erschienen. Sie erhielt u.a. das Start-Stipendium des BMUKK für Literatur sowie den Anerkennungspreis U19 beim Marianne-von-Willemer-Preis. "Mir ist die Zunge so schwer" ist ihr erstes Buch.