Während der ausgeglichene Hartmut sich auf ein ruhiges Leben nach seiner Universitätslaufbahn freut, ist Maria weit davon entfernt, mit sich im Reinen zu sein. Sie fragt sich, in welchem ihrer Lebensabschnitte sie sich wirklich lebendig und am rechten Ort gefühlt hat. Ihre Heimat Portugal hat sie verlassen, weil sie diese stets als zu eng und rückständig empfunden hatte. Die Mutterschaft als erwachsene Frau an Hartmuts Seite und die heranwachsende Tochter Philippa hatten eine Herausforderung dargestellt, an der sie fast zerbrochen wäre.
Dazwischen gab es noch das Studentenleben in Berlin, bestimmt von WGs, Demos und Theater; eine Zeit, in der sich niemand fertig fühlen musste und sollte, in der so vieles möglich schien. Maria muss noch einmal dorthin zurück, sie muss noch einmal in die Freiheit.
Erzählt wird das zeitversetzte, weibliche "Gegenspiel" zu den "Fliehkräften" (Fliehkräfte, Suhrkamp 2012), die Hartmut erlebt hatte. Der neue Roman stellt nun aber keinen zweiten Teil dar, wenn die Chronologie auch fortschreitet, sondern kann unabhängig von seinem männlichen Gegenstück gelesen werden.
Gelesen und empfohlen von Sarah Schaper