Kleist strebte nach Tugend, Bildung und Glück. Das war auch typisch für seine Zeit. Kleist aber steigerte die Aufklärungsidee zu einer „Privatreligion“. Als erstes Anzeichen für seinen radikalen und kompromisslosen Charakter setzte er – mit dem Mut der Verzweiflung – seinen Lebensplan auf: Die Bildung soll zur Vervollkommnung seiner selbst führen, zum Selbst und Ich überhaupt, das etwas Kostbares sein müsste, das zu entdecken eine, seine Lebensaufgabe sei.
Peter Michalzik hat eine sehr schöne Biografie geschrieben. Vorausgegangene Kleistbiografien korrigiert er respektvoll, aber beherzt, oder bezieht ihre Ansichten mit ein. Da die Materialien z.T. keine klare Aussage zulassen, hütet Michalzik sich dankenswerterweise vor Spekulationen. Es ist somit eine respektvolle Biografie geworden, deren Respekt in der Ehrlichkeit liegt. Ehrlich in ihrer Zuneigung, Hochachtung, Erstaunen, aber auch Befremdung.
Gelesen und empfohlen von Sarah Schaper