Beschreibung
Elf Essays, eine Auswahl aus "Unkünstlerische Wahrheit" (2002) und "Polnisch-jüdischer Monolog" (2003), fügen sich zum Porträt eines Überlebenden und Schriftstellers, dem sein Thema im Frühjahr 1946 mit einem Schulaufsatz "aufgegeben wurde", in dem er an alle erinnerte, die dieses Frühjahr nicht mehr erleben durften. Wenn Grynberg nach den Möglichkeiten und Grenzen der Darstellung fragt, nach dem Verhältnis zwischen Realität und Fiktion, spricht jeder Satz von der Last der Erinnerung und von der Verpflichtung des Schreibens. Zugleich entfaltet sich aus seiner persönlichen Geschichte die Geschichte der Juden in Osteuropa. Sei es in seinen beiden großen Essays über die polnischsprachige Literatur der Shoah, sei es in den einfühlsamen Bildern, die Janusz Korczak oder Stanislaw Vincenz in Erinnerung rufen - nicht die Überwindung der Wirklichkeit im Ästhetischen macht für Grynberg die Kunst aus, sondern das Bewusstsein dafür, dass angesichts dieser Wirklichkeit jede Ästhetisierung sich verbietet.
Autorenportrait
Henryk Grynberg, geboren 1936 in Warschau, seit 1967 in den USA lebend, ist seit mittlerweile fünfzig Jahren "Chronist des Schicksals der polnischen Juden". Sein umfangreiches Werk, das vom Moment seiner Emigration bis zum Wendejahr 1989 fast ausschließlich in Exilverlagen erscheinen konnte, erfährt in Polen zur Zeit zahlreiche Neuauflagen. Auf Deutsch liegen bisher vor: "Der jüdische Krieg" (1972), "Kalifornisches Kaddisch" (1993), "Kinder Zions" (1995) und "Drohobycz, Drohobycz" (2000).