Beschreibung
Mit diesem Material möchte der Autor des Methodenbuchs Friedensarbeit mit der Bibel Pfarrerinnen und Pfarrer einladen, mit »Eva, Kain& Co.« im Konfirmandenunterricht zu arbeiten. Der Zugang zu biblischen Texten ist hier über Personen gewählt, deren Namen die Konfirmandinnen und Konfirmanden vielleicht kennen Eva, Kain, Judas. Aus folgenden Gründen ist dies zugleich Friedensarbeit: Wir haben gelernt in Entweder-Oder-Kategorien zu fühlen, zu denken und zu reden: Entweder ich bin gut oder böse, entweder schwarz oder weiß, entweder krank oder gesund, entweder engagiert oder desinteressiert, entweder up to date oder altmodisch und antiquiert Das, was böse, schwarz, desinteressiert, krank oder altmodisch und antiquiert ist, wird dann leicht ausgesondert, ausgegrenzt mit dem wollen die guten, weißen, engagierten, gesunden, die, die up to date sind, nichts zu tun haben. Was hat ein Amokläufer mit uns zu tun? Was haben wir mit Kain zu schaffen? Solche Entweder-Oder-Einteilungen gefährden den Frieden: Sie gefährden innergesellschaftlich das gute Leben der Gemeinschaft und international ein verträgliches Leben auf dieser einen Erde. Der Weg über Verurteilungen verbaut Chancen. Er teilt die Welt in Schwarz und Weiß. Es schafft Eindeutigkeiten und diese sind immer gewaltförmig. Dabei gibt es gerade in den Grauzonen viel zu erleben und viel zu erfahren, vor allem dies: Jeder Mensch hat zunächst einmal das Recht, geliebt zu werden. Mehr noch: Er hat die Zusage Gottes, geliebt zu sein.Die Arbeit mit Eva, Kain und Judas kann zum einen zeigen, wie solche gesellschaftlichen, kirchlichen, theologischen und kulturgeschichtlichen Ausgrenzungen vor sich gehen wie an Menschen kein gutes Haar mehr gelassen wird, wie sie buchstäblich zum Bösen schlechthin, ja zum Teufel gemacht werden. Sich solche Ausgrenzungsprozesse und ihr Funktionieren bewusst zu machen, um ihnen ggf. widerstehen zu können, ist für Jugendliche von entscheidender Bedeutung. Zum andern kann die Arbeit mit Eva, Kain& Co. zeigen, dass Menschen mehr und anderes sind als das, wozu sie gemacht werden, dass auch Menschen, die böse Taten tun, solche sind, die uns nahe kommen können, wenn wir uns in sie einfühlen, ja: die Menschen sind wie wir.So ist es ein weiteres zentrales Anliegen dieses Materials und mit den hierin angebotenen Möglichkeiten gewaltfreier Kommunikation Empathie einzuüben und zu lernen. Einfühlung in andere Menschen, seien es mythische oder historische Gestalten der Bibel, seien es gegenwärtig lebende Menschen ist vielleicht das wichtigste gewaltpräventive Element, was Jugendliche im Konfirmandenunterricht kennenlernen und üben können.
Autorenportrait
Dr. Gottfried Orth ist Professor für Evangelische Theologie und Religionspädagogik an der Technischen Universität Braunschweig.
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