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Unter Bäumen

Reise zu den größten Lebewesen

Erschienen am 26.08.2006
25,90 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783552053847
Sprache: Deutsch
Umfang: 296 S., 35 s/w Illustr., 35 s/w Fotos, mit einer B
Format (T/L/B): 2.6 x 22 x 14.7 cm
Einband: Leinen

Beschreibung

Kennen Sie den Baum der weisen Voraussicht? Haben Sie schon einmal vom Kuhbaum getrunken? Wie liegt es sich unter dem Baum des Müßiggangs? Rudi Palla, Enzyklopädist des entlegenen Wissens, hat aus Botanik, Mythologie, Kulinarik und Sozialgeschichte Anregendes wie Kurioses über die vielfältigen Verbindungen zwischen Mensch und Baum zutage gefördert. Seine Wanderungen führen ins China Marco Polos, zu den Meuterern von der "Bounty" und ihren Brotfruchtbäumen auf Tahiti oder zu dem aus Lerchen gepflanzten Hakenkreuz in der Uckermark. Was all seine Routen verknüpft, sind immer Bäume, denen Palla eine Biographie gibt, spannend wie die eines Menschen.

Autorenportrait

Rudi Palla wurde 1941 in Wien geboren und arbeitet als Autor und Filmemacher in seiner Heimatstadt. Bücher (u.a.): Verschwundene Arbeit. Ein Thesaurus der untergegangenen Berufe (1994), Die Kunst, Kinder zu kneten. Ein Rezeptbuch der Pädagogik (1997); bei Zsolnay: Unter Bäumen. Reisen zu den größten Lebewesen (2006) und Kurze Lebensläufe der Narren (2008).

Leseprobe

Die Jagd nach dem Chaulmoogra-Baum Die Karawane, die über einen Bergpfad zog, bestand aus sechsundzwanzig Maultieren und siebzehn Männern, eskortiert von hundertneunzig mit Gewehren bewaffneten Soldaten. Im Unterschied zu den abgerissenen Soldaten war der Anführer elegant angezogen, mit Stiefeln, Reithose und Tropenhelm. Joseph Rock, Forschungsreisender, Schriftsteller und Fotograf, war unterwegs durch die unerforschten Bergmassive und Königreiche des westlichen China. Der Trupp Soldaten sollte ihn und seine Ausrüstung vor Räubern schützen. Zu seinem Reisegepäck gehörten Zelte, ein Klappbett, Tisch und Sessel, Tischtücher und Porzellangeschirr, ja sogar ein batteriebetriebenes Grammophon und eine tragbare Badewanne aus Kautschuk vom New Yorker Ausstatter Abercrombie & Fitch. Rock, so beschrieben ihn Kollegen, war ein schwieriger Einzelgänger mit herrischem Benehmen, der sich gern den Anschein von Wichtigkeit gab. 'You've got to make people believe you're someone of importance if you want to live in these wilds', sagte er einmal. In Wien als Sohn eines Kammerdieners geboren, wanderte Joseph Rock 1905 im Alter von einundzwanzig Jahren in die USA aus und wurde später amerikanischer Staatsbürger. Er übersiedelte nach Hawaii, eignete sich ein umfangreiches botanisches Wissen an und lehrte als Professor am College von Hawaii. Von 1923 bis 1935 berichtete er aus China für The National Geographic Magazine. Seine Fotografien, aufgenommen mit einer schweren Plattenkamera und an Ort und Stelle in einem eigens dafür adaptierten Zelt entwickelt, waren die ersten, die Einblick in diesen noch unbekannten Teil der Welt gaben: vom gebirgigen Yunnan im Süden, entlang der Grenze zu Burma und Tibet, nordwärts bis an den Rand der Wüste Gobi. 'No white man, since time began, ever stood here', schrieb er beim Anblick der Schluchten des Jangtse in der Provinz Qinghai, eine Behauptung, die er gern und oft in seinen Berichten wiederholte. Der erste Kontakt zwischen Rock und dem angesehenen Magazin der National Geographic Society hatte 1921 stattgefunden. Der damalige Herausgeber, Gilbert Grosvenor, schrieb in einem Memo: 'Mr. Joseph F. Rock called here today regarding an article on >Hunting the Chaulmoogra Tree<. I offered him, for an article on the above subject, and a selection of 40 of his photographs, $ 400.' Für die damalige Zeit eine beträchtliche Summe. Der Artikel erschien in der Märzausgabe 1922 und beginnt mit der Feststellung, Chaulmoogra sei nicht länger ein exotisch klingender Name; gerade in letzter Zeit sei er häufig in Verbindung mit der Behandlung von Leprakranken erwähnt worden. Gemeint war Chaulmoogra-Öl, dessen heilende Wirkung bei Hautkrankheiten und speziell bei Lepra in Asien, vor allem in China, Burma und in der ayurvedischen Medizin Indiens, seit vielen Jahrhunderten bekannt war. Das Öl wurde aus den reifen Samen gepreßt, die in einer runden, braunen Frucht enthalten sind. Der Baum, der diese Früchte trägt, gehört zur Spezies Taraktogenos kurzii, benannt nach Wilhelm Sulpiz Kurz, dem Autor von 'Forest Flora of British Burma' (1877). In den USA war das Öl sehr teuer und außerdem drohte es knapp zu werden, weil es in Hawaii gelungen war, Leprakranke damit erfolgreich zu behandeln. Das Ministerium für Landwirtschaft erwog deshalb, im tropischen Hawaii Chaulmoogra-Plantagen anzulegen. 1920 wurde Joseph Rock vom Bureau of Plant Industry mit der Aufgabe betraut, nach Siam (Thailand), Burma (Myanmar) und Indien zu reisen und Samen vom Chaulmoogra-Baum zu sammeln. Rock, nun offiziell mit dem Titel 'Agricultural Explorer' ausgestattet, ging in Singapur an Land und fuhr zunächst mit der Eisenbahn nach Bangkok, was fünf Tage dauerte, weil der Zug nur bei Tag unterwegs sein konnte. Von Bangkok führte die Reise weiter in nördlicher Richtung nach Chiang Mai, einer Stadt an den Ufern des Nam Ping, wo der Forschungsreisende vom Vizekönig der Lao, einem Thaivolk, freundlich empfangen wurde. 'Entertainment followed entertai Leseprobe

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