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Die Geduld der Spinne

Erschienen am 18.05.2005
Auch erhältlich als:
7,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453431249
Sprache: Deutsch
Umfang: 400 S.
Format (T/L/B): 3.1 x 18.8 x 12.1 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Er tötet mit der Präzision eines Hannibal Lecter. Er liebt und verwöhnt Frauen mit rotem Haar. Und er benimmt sich wie ein kleines, hilfsbedürftiges Kind. Doch man weiß nie, welche dieser drei Persönlichkeiten im Moment die Oberhand hat. Fesselnd bis zur letzten Seite, mit faszinierenden Figuren, düsteren Schauplätzen und psychologischer Raffinesse - Jonathan Nasaw ist der neue Meister des Serienkiller-Romans.

Autorenportrait

Jonathan Nasaw lebt in Pacific Grove, Kalifornien. Mit "Die Geduld der Spinne" schaffte er es auf Anhieb in die Bestsellerlisten.

Leseprobe

Ich werde Ihnen etwas Zeit sparen«, sagte der Häftling im orangefarbenen Overall, als er in Fußfesseln und Handschellen, die Handgelenke an einen mit einem Vorhängeschloss versehenen Gürtel gekettet und einen finster dreinblickenden Deputy an seiner Seite, in den Vernehmungsraum schlurfte. »Ich bin im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, meine Gemütsverfassung und meine Affekte sind den Umständen entsprechend.« »Wie ich sehe, sind Sie mit dem Ablauf vertraut.« Die Psychiaterin, eine schlanke blonde Frau Anfang vierzig, blickte von einem Metallschreibtisch auf, der bis auf ein Diktaphon, einen Notizblock und einen braunen Ordner leer war. »Nehmen Sie Platz.« »Wäre es vielleicht möglich, die Dinger da abzunehmen?« Der Häftling rasselte theatralisch mit seinen Ketten. Er war zierlich und relativ klein und sah aus wie Ende zwanzig. Die Psychiaterin sah den Deputy an, der den Kopf schüttelte. »Nicht, wenn Sie wollen, dass ich Sie allein mit ihm lasse.« »Vorerst will ich das«, sagte die Psychiaterin. »Könnte allerdings sein, dass er später für ein paar der standardisierten Tests eine Hand frei braucht.« »Dann muss ich aber dabei sein. Sie brauchen nur den Hörer abzunehmen, wenn es so weit ist.« An der Wand hinter der Psychiaterin war ein schwarzes Telefon befestigt. Daneben befand sich ein unauffälliger Alarmknopf; ein ähnlicher Knopf war auf der Seite des Schreibtisches verborgen, auf der die Psychiaterin saß. »Und du, hinsetzen.« Achselzuckend ließ sich der Häftling auf den Holzstuhl nieder und zog mit seinen angeketteten Händen am Zwickel seines Overalls, als wäre er ihm hochgerutscht. Sein herzförmiges Gesicht war nicht unattraktiv, mit langwimprigen Augen und Lippen wie ein Botticelli-Engel. Er schien von einer Locke nussbraunen Haars gestört, die ihm jungenhaft über die Stirn und in ein Auge gefallen war. Deshalb langte die Psychiaterin über den Schreibtisch, als der Wärter den Raum verließ, und strich sie ihm mit den Fingern zurück. »Danke«, sagte der Häftling und blickte sie unter gesenkten Lidern hervor an. Das Blitzen boshaften, selbstgefälligen Vergnügens war aus seinen goldgesprenkelten Augen verschwunden - aber nur einen Moment. »Wirklich eine nette Geste. Sind Sie eine Hure der Verteidigung oder eine Hure der Anklage?« »Weder noch.« Die Psychiaterin ignorierte die Beleidigung. Er stellte sie auf die Probe, sagte sie sich. Er versuchte, die Interaktion unter seine Kontrolle zu bekommen, indem er eine aggressive Reaktion provozierte. »Jetzt sagen Sie schon! Was von beidem? Entweder hat Sie mein Anwalt angeheuert, damit Sie sagen, ich bin verrückt, oder der DA hat Sie angeheuert, dass Sie sagen, ich bin's nicht. Oder sollen Sie im Auftrag des Gerichts feststellen, ob ich verhandlungsfähig bin? Sollte Letzteres der Fall sein, kann ich Ihnen versichern, dass ich vollkommen in der Lage bin, die gegen mich erhobenen Anklagepunkte zu verstehen und mich so zu verhalten, dass es meiner Verteidigung förderlich ist. Das sind doch die Kriterien, oder nicht?« »Mehr oder weniger.« »Sie haben meine Frage immer noch nicht beantwortet. Wenn Sie möchten, formuliere ich sie noch mal neu. Sind Sie im Auftrag der Verteidigung, der Anklage oder des Gerichts hier?« »Hätte das denn Einfluss darauf, wie Sie auf meine Fragen antworten?« Die Haltung des Häftlings änderte sich abrupt. Er ließ die Schultern hängen, krümmte den Hals und legte den Kopf auf die Seite. Er artikulierte die nächsten Wörter vorsichtig, fast prüde ganz vorn in seinem Mund und sagte mit einem leichten Lispeln: »Hätte dass denn Einflusss darauf, wie Sie auf meine Fragen antworten?« Das war eine erstaunlich zutreffende Nachahmung ihrer Haltung und Sprechweise, stellte die Psychiaterin fest. Er hatte sie durchschaut, sogar bis auf den Anflug des Lispelns, der nach jahrelanger Sprachtherapie alles war, was von einem ehemals starken, zischenden Sprachfehler übrig geblieben war, mit dem sie Daffy Duck hätte synchronisieren können. Doch die Parodie war m Leseprobe

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